kjz-Sprechstunde

«Meine Tochter ist praktisch immer am Handy. Ist sie süchtig?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind wir auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um etwas profes­sio­nelle Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz 
Meine 15-jährige Tochter ist quasi bei jeder Gele­gen­heit am Handy. Wir sind vermut­lich nicht alleine mit diesem Problem, aber wenn wir essen, gemein­sam etwas unter­neh­men, oder sie kein WLAN hat, ist sie nervös und unkon­zen­triert. Wir haben das Gefühl, sie zuneh­mend zu verlie­ren. Ist sie handysüchtig?
Freundliche Grüsse
U. T., Vater aus Regens­dorf

Lieber Herr T.

Ich kann Ihre Sorge gut verste­hen. Ob Ihre Tochter handy­süch­tig ist, hängt nicht nur davon ab, ob sie unkon­zen­triert oder nervös ist ohne das Handy. Vernach­läs­sigt sie die Schule oder bringt sie dort weiter­hin ihre übli­chen Leis­tun­gen? Zieht sie sich sozial zurück und macht weniger mit Freun­din­nen ab? Hat sie Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten aufge­ge­ben, um mehr am Handy sein zu können? Wenn das Smart­phone wich­ti­ger als die direk­ten Kontakte oder Pflich­ten in der realen Welt wird, kann man davon spre­chen, dass das Smart­phone ihre Tochter steuert und nicht ihre Tochter das Smart­phone. Kommen mehrere der oben erwähn­ten Signale gleich­zei­tig über mehrere Wochen hinweg vor, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass ihre Tochter handy­süch­tig ist und profes­sio­nelle Hilfe in Form einer Sucht­be­ra­tung braucht.

Aus unserem Alltag ist das Handy aber fast nicht mehr weg zu denken. Wie und wann brau­chen Sie Ihr Handy? Die Vorbild­funk­tion der Erwach­se­nen geht teil­weise verges­sen. Dabei hat sie einen grossen Einfluss auf unsere Kinder. Ausser­dem würde ich Ihnen raten, dass Sie weiter­hin auf handy­freie Zeit mit ihrer Familie bestehen, auch wenn ihre Tochter gestresst ist. Versu­chen Sie, Ihre Sorgen zu formu­lie­ren aber auch Ihre Tochter zu fragen, wofür sie das Handy alles nutzt und was sie verpas­sen würde, wenn sie es für Fami­li­en­ak­ti­vi­tä­ten wegle­gen muss. Formu­lie­ren Sie am besten mit Ihrer Tochter zusam­men Regeln. Wichtig bei der Kommu­ni­ka­tion mit Jugend­li­chen ist, dass Sie sich als Eltern vorab infor­mie­ren und Ihre Regeln gut begrün­den können. Auch sollten Sie Ihrer Tochter zuhören und auf sie einge­hen.

Versu­chen Sie Verständ­nis für die Situa­tion Ihrer Tochter aufzu­brin­gen. Bestehen Sie aber gleich­zei­tig auf die Regeln und bemühen Sie sich, ein gutes Vorbild zu sein.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelin­gen und viele span­nende und neue Erkennt­nisse im Gespräch mit Ihrer Tochter.

Sandra Gruben­mann Lieske (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».