kjz-Sprechstunde

«Es macht mich traurig, wie sich unsere Tochter (4) manchmal verhält»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Fach­team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Ein Kind zu lieben mit seiner Persön­lich­keit, auch seine schwie­ri­gen Seiten anzu­neh­men, ist für mich selbst­ver­ständ­lich. Wir haben in den vergan­ge­nen vier Jahren alles gegeben an Unter­stüt­zung, damit unsere Tochter die Kraft für die Aufga­ben des Lebens aufbrin­gen kann. Sicher haben wir auch Fehler gemacht.
Seit kurzem ist die Einge­wöh­nung in der Kita. Sehr schnell pras­seln 1000 neue Regeln auf unsere Tochter ein. Für manches hätte sie besser mehr Zeit gehabt. Am Nach­mit­tag dann kommt alles zu Hause zum Ausbruch!
Ich selbst sehne mich ab und zu nach ein paar Menschen, damit mir die Decke nicht ganz auf den Kopf fällt. Zum Beispiel auf dem Spiel­platz: Unsere Tochter macht ihr eigenes Ding, obwohl sie die Kinder kennt. Das endet im Stei­ne­wer­fen – und ich bin platt.

Liebe Mutter / Lieber Vater

Das klingt nach viel Pflege, Vorbe­rei­tung und Aufop­fe­rung sowie der Erkennt­nis, dass die Tochter trotz all des Aufwands einen «eigenen» Weg geht. Es ist genau wie Sie sagen: Manch­mal ist es absolut unver­ständ­lich und zum Verzwei­feln. Oder gar zum Davon­lau­fen. Zum Glück ist da die bedin­gungs­lose Liebe zu Ihrem Kind.

Erfreu­li­cher­weise hat Ihre Tochter für die Aufga­ben des Lebens noch ein wenig Zeit; mit vier Jahren steht sie erst in den Start­lö­chern. Die Kita ist für sie eine erste Bewäh­rungs­probe. Es folgen der Kinder­gar­ten, die Schule, eine Ausbil­dung, daneben Frei­zeit und Hobbys. Das Ganze einge­bet­tet in eine soziale Umwelt, lies: Erler­nen des Umgangs mit Mitmen­schen. Halle­luja.

Biolo­gisch und neuro­lo­gisch passiert enorm viel während der ganzen Zeit – und für alles muss in erster Linie Ihre Tochter eine Antwort finden. Natür­lich können Sie sie weiter­hin unun­ter­bro­chen und bedin­gungs­los unter­stüt­zen. Am Schluss aber ist es Ihre Tochter, die mit der Welt zurecht­kom­men muss – und will. Seien wir ehrlich, das ist schon für uns Erwach­sene ein sehr harter Job. Und wir haben sogar noch einen Vorteil: Wir haben im Laufe unseres Lebens Stra­te­gien erlernt für einen Gutteil dessen, was täglich auf uns einpras­selt. Ganz im Gegen­satz zu Ihrer Tochter. Für sie ist alles Neuland; sie ist nahezu pausen­los über­for­dert. Wir Erwach­se­nen sind neuro­lo­gisch bereits gut vernetzt, Kinder nicht. Sie haben zwar viel mehr Neuro­nen als wir, aber noch sehr wenig Netz­werk. Das muss alles erst einmal aufge­baut werden – und das ist anstren­gend. Und wie Sie stellen auch wir fest: Ihre Tochter hat eine eigene Persön­lich­keit. Sie hat Charak­ter. Das ist kurz­zei­tig anstren­gend, lang­fris­tig aber viel wert.

Konkret: Die Kita und der Spiel­platz sind für Ihre Tochter grosse Heraus­for­de­run­gen; das muss sie am Abend mittei­len. Da sie dies noch nicht in vernünf­ti­gen Worten ruhig und gelas­sen vortra­gen kann, schreit oder quen­gelt sie. Das ist genau genom­men alters­ad­äquat. Auch hier wieder der Vergleich zu uns Alten: Wie oft schaf­fen wir es, zuhause ruhig zu bleiben, wenn wir tags­über von Vorge­setz­ten mit sinn­freien Aufga­ben beläs­tigt wurden?

Wir sind uns bewusst, dass diese Antwort knapp ausfällt. Wir würden uns deshalb freuen, unsere Antwort mit Ihnen zu vertie­fen. Melden Sie sich dazu am besten im kjz in Ihrer Nähe.

Bis hoffent­lich bald.

Claude Ramme (Erzie­hungs­be­ra­ter) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».