Zwischen Stress, Liebe und kleinen Auszeiten

So schaffen Mütter den Spagat zwischen Familie und Beruf

Viele Mütter kennen den Spagat zwischen Job, Haus­halt, Kindern und den eigenen Bedürf­nis­sen. Albiona aus Zürich ist Mutter von drei Kindern: Blerina (7), Liana (4) und Dior (9 Mt.). Jasmina, eben­falls aus Zürich, ist Mutter von zwei Kindern: Louis (8) und Benja­min (6). Sie schil­dern, wie sie diese Heraus­for­de­rung meis­tern und was ihnen hilft, im Trubel des Alltags kleine Pausen zu finden.

Wie erlebt ihr den Alltag mit euren Kindern?
Albiona: Bei uns beginnt der Morgen sehr stres­sig: Blerina und Liana müssen geweckt werden, dann ziehen sie sich an und ich bereite das Morgen­es­sen und ihr Znüni vor. Danach Zähne putzen, Haare machen und ab in die Schule. Mein Glück ist, dass sie zusam­men gehen können, da wir direkt neben der Schule wohnen. Weiter geht es mit Dior mit Wickeln, Füttern und Anzie­hen. Dann wird es ruhiger und ich verbringe Zeit mit dem Kleinen. Sobald er schläft, mache ich den Haus­halt und koche. Nach dem Mittag­essen gehen wir bei schönem Wetter auf den Spiel­platz. Nach der Arbeit beschäf­tigt sich mein Mann mit den Kindern, damit ich noch kochen, waschen, putzen und einkau­fen kann. Zirka um halb Neun gehen alle Kinder ins Bett und ich habe Zeit für mich.

Jasmina: Am Morgen nehmen wir uns Zeit für die Kinder und machen sie parat für den Tag. Mein Partner und ich stehen etwas früher auf als sie. Der Jüngere wird wach, sobald er uns hört, der Ältere kommt erst nach mehr­ma­li­gem Wecken in die Gänge. Ich bereite dann die Znüni-Box und die Kleider vor, mein Partner das Früh­stück. Dann bringt er den Jünge­ren in den Kinder­gar­ten, der Ältere geht allein in die Schule und ich mache mich auf ins Büro. So zwischen halb sechs und sechs Uhr am Abend hole ich die Kinder im Hort ab. Dann kommen wir nach Hause; wir kochen das Abend­essen und essen zusam­men – ausser die Jungs haben Fuss­ball-Trai­ning oder mein Partner oder ich sind mit Freun­den und Freun­din­nen verab­re­det. Um acht heisst es dann: Pyjama anzie­hen und Zähne putzen. Danach lese ich ihnen je noch eine Gute­nacht­ge­schichte vor. Wenn es schnell geht, schla­fen sie um halb neun ein. Manch­mal wird es neun. Ab dann habe ich Zeit für mich.

Was fordert dich beson­ders heraus, und was hilft dir, damit umzu­ge­hen?
Albiona: Meine grösste Heraus­for­de­rung ist das Kochen. Mir ist es wichtig, dass wir zweimal am Tag warm essen. Das Wissen, dass das sehr wichtig ist, erleich­tert es mir.

Jasmina: Grosse Heraus­for­de­run­gen sind die Zeit­knapp­heit und die fehlende Flexi­bi­li­tät im Alltag. Immer­hin holen die Gross­el­tern die Jungs jeweils am Donners­tag vom Hort ab, was uns an diesen Abenden entlas­tet.

Was hilft euch, zwischen­durch wieder Energie zu tanken oder einfach einmal durch­zu­at­men?
Albiona: Wenn Dior schläft und die Mädchen in der Schule und im Kinder­gar­ten sind oder zu Hause spielen, tele­fo­niere ich sehr gerne mit Freun­din­nen. Für mich ist das eine gute Stra­te­gie, mal an etwas anderes zu denken. Am Abend, wenn die Kinder im Bett sind, habe ich meine wich­tigste Me-Time: ein Treffen mit Freun­din­nen, ein Film oder ein warmes Bad geben mir Kraft für den nächs­ten Tag.

Jasmina: Ich bin ein Mensch, der Energie aus der Arbeit tanken kann. Das hängt sicher­lich damit zusam­men, dass ich meinen Job gerne mache. Auch die gemein­same Zeit mit der Familie gibt mir Energie. Trotz­dem ist es wichtig, sich ab und zu Me-Time zu gönnen. An einem Abend pro Woche mache ich mit Freun­din­nen und Freun­den etwas, das nichts mit Familie zu tun hat.

Wie schafft ihr den Spagat zwischen Job und Kindern?
Albiona: Dank meiner Mama. Ich arbeite 40 Prozent und sie ist von Sonn­tag­abend bis Diens­tag­abend bei uns. Sie über­nimmt den Haus­halt, kocht und geht mit den Kindern nach draus­sen. Das hilft enorm – ich kann arbei­ten gehen und weiss, zu Hause läuft alles weiter wie gewohnt.

Jasmina: Ich kann die Fami­li­en­ar­beit mit meinem Partner teilen. Er arbei­tet wie ich 80 Prozent. Ausser­dem versu­che ich konse­quent im Moment zu leben. Wenn ich an meinem arbeits­freien Mitt­woch, am Feier­abend oder an den Wochen­en­den mit meinen Kindern unter­wegs bin, checke ich keine E-Mails am Handy. Die Arbeit beglei­tet mich dann auch nicht gedank­lich.

Was rät ihr anderen Müttern, um gut durch diese inten­sive Zeit mit einem oder mehre­ren Klein­kin­dern zu kommen?
Albiona: Sie sollten versu­chen, alles positiv zu sehen und nicht aufzu­ge­ben! Denkt daran: Diese Zeit geht vorbei und was man jetzt meint, zu verpas­sen, kann man alles nach­ho­len. Wir haben das Glück, dass wir unsere Kinder am Wochen­ende oft zu meinen Eltern bringen können und dann Zeit für uns als Paar haben. So stimmt es für meine Eltern, da sie sehr gerne mit den Kindern zusam­men sind, und für uns.

Jasmina: Mir hilft es, dass ich die Verant­wor­tung mit meinem Partner teilen kann. Nach der Geburt des Älteren hat mein Partner zuerst noch 100 Prozent gear­bei­tet. Ich war sehr glück­lich mit dem Kind und dem Mutter­sein, war aber mit der Undank­bar­keit der Care-Arbeit konfron­tiert. Da habe ich mich schon gefragt: Ist das jetzt wirk­lich die Situa­tion, die ich mir gewünscht habe? Seit mein Partner das Pensum redu­ziert hat und mit mir die Verant­wor­tung und die Fami­li­en­ar­beit teilt, stelle ich mir diese Frage nicht mehr.