kjz-Sprechstunde

«Unsere Tochter (15) will selber bestimmen, was für sie gut ist»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Unsere 15-jährige Tochter entwi­ckelt die Tendenz, selbst bestim­men zu wollen, was für sie gut sein soll. Soweit in Ordnung. Das beinhal­tet aber auch, dass sie teil­weise erst gegen 4.00 Uhr heim­kommt oder etwa auch Alkohol konsu­miert. Wenn wir sie zur Rede stellen, flippt sie gerne sehr schnell aus oder verwei­gert das Gespräch gänz­lich. Sie macht in einem grossen Spital ein Prak­ti­kum und gibt sich soweit ersicht­lich dort viel Mühe.
Was ist der «typi­sche» Rat, den Sie uns als besorgte Eltern geben können und inwie­weit stehen Sie für weite­ren Support zur Verfü­gung?
Freund­li­che Grüsse
S. T., Vater aus Regens­berg

Lieber Herr T.

In der zweiten Puber­täts­phase (14 bis 17 Jahre) lotet Ihre Tochter eigene Grenzen, Wert­vor­stel­lun­gen und Poten­ziale aus. Ja, Ihre 15-Jährige wird gewis­sen Versu­chun­gen erlie­gen und Themen wie Alkohol, Drogen und Sex für sich klären, indem sie sie auspro­biert. Sie wird dabei auch schmerz­hafte Erfah­run­gen machen. Eins vorne­weg: Alle Eltern können sicher sein, dass Ihre Heran­wach­sen­den das, was sie in diesen Jahren unter­neh­men, für sich selbst und nicht gegen ihre Eltern tun.

Gerade Grenzen zu setzen, ist eine wahre Grat­wan­de­rung. Vermut­lich haben Sie auch schon die Erfah­rung gemacht, dass das, was früher als Erzie­hungs­me­thode half, offen­sicht­lich ausge­dient hat und die Situa­tion eher verschlim­mert. Zu harsche Grenzen stellen Ihre Tochter vor zwei Optio­nen: sich unter­wür­fig der Regel unter­zu­ord­nen oder diese zu brechen; dabei wird ein konstruk­ti­ver Dialog verhin­dert. Erklä­ren Sie ihr authen­tisch, warum Sie dagegen sind, dass sie bis 4.00 Uhr unter­wegs ist: «Wenn ich nicht weiss, wann du nachts nach Hause kommst, kann ich nicht schla­fen und bin am nächs­ten Tag hunde­müde – ohne selbst Party gemacht zu haben. Ich brauche deine Hilfe, eine diplo­ma­ti­sche Lösung für uns beide zu finden. Wann hast du heute Abend Zeit für einen kurzen Austausch?» – Dies als Anre­gung, leider gibt es kein Rezept mit Garan­tie auf siche­res Gelin­gen.

Sind Gesprä­che zwischen Eltern und Ihren Kindern nicht mehr möglich, können wir im kjz zwischen den Gene­ra­tio­nen vermit­teln, Fragen zur Erzie­hung und Entwick­lung beant­wor­ten und Sie in anspruchs­vol­len Fami­li­en­si­tua­tio­nen beglei­ten. Im Fokus steht Ihr Anlie­gen, Ihre Bezie­hung zuein­an­der und das Zusam­men­spiel mitein­an­der. Basie­rend auf Ihren fami­liä­ren Ressour­cen, entwi­ckeln Sie mit unserer Unter­stüt­zung gemein­sam Lösun­gen, probie­ren aus und reflek­tie­ren, so dass Sie als Eltern gestärkt der «sichere Hafen» für Ihre Heran­wach­sen­den bleiben können.

Ich erachte Eltern­ar­beit als etwas Länger­fris­ti­ges, dabei inter­es­siert mich, wie Sie als Vater es immer wieder schaf­fen, eine Bezie­hung zu Ihrer Tochter aufzu­bauen. Sie sind Ihr Back-up. Denn Ihre Tochter gibt ihr Bestes, die Frau zu werden, die sie sein möchte. Es bleibt also span­nend.

Anna Küng (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».