kjz-Sprechstunde

«Ab wann ist der Rückzug meiner Tochter (10) nicht mehr normal?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Fach­team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Wann ist der Rückzug ins Zimmer bei einer 10-Jähri­gen nicht mehr normal? Worauf muss ich achten, damit ich eine depres­sive Verstim­mung ausschlies­sen kann?
Meine Tochter bringt ständig ihr Früh­stück mit nach Hause. Auch isst sie kaum Abend­brot. Sie ist jetzt von der Grund­schule zur Real­schule gewech­selt, das fällt ihr nicht leicht. Freun­din­nen sind weg und die Klasse ist nicht so toll.

Ich mache mir mitt­ler­weile Sorgen. Danke für Ihre Mühe im Voraus. (Mutter)

Liebe Mutter

Wenn sich das Kind immer mehr zurück­zieht, sich verschliesst und sich verän­dert, löst das bei Ihnen als Mutter oder Vater viel Verun­si­che­rung, Sorgen und Ängste aus. Sie fragen sich vermut­lich, was Ihre Tochter beschäf­tigt und wie Sie Ihr Kind unter­stüt­zen können.

Grundsätzlich gehört es zur Entwick­lung dazu, dass sich (begin­nende) Puber­tie­rende mehr von den Eltern zurück­zie­hen, ihren eigenen Weg finden und gehen müssen. Die Puber­tät kann bei Mädchen bereits ab dem zehnten Lebens­jahr einset­zen. Während der Puber­tät begin­nen ganz viele Verän­de­rungs­pro­zesse im Körper, im Geist, in der Seele und im Verhal­ten. Diese Verän­de­run­gen führen zu Stim­mungs­schwan­kun­gen, Verun­si­che­run­gen und manch­mal auch zu sozia­lem Rückzug. Probleme werden eher mit sich selbst ausge­macht, als mit den Eltern. Dies ist ein wich­ti­ger Schritt bei der Selbst­fin­dung und Ablö­sung.

Was können Sie nun tun, um Ihrer Tochter zu zeigen, dass sie Ihnen wichtig ist? Versu­chen Sie das Gespräch mit ihr zu suchen. Zeigen Sie Geduld, Verständ­nis und Vertrauen. Versu­chen Sie, Ihrer Tochter klar­zu­ma­chen, dass Sie ledig­lich wissen wollen, wie es ihr geht. So zeigen Sie ihr, dass Sie sie lieben und für sie da sind. Falls ein gemein­sa­mes Gespräch momen­tan schwie­rig oder nicht möglich ist, können Sie Ihrer Tochter alter­na­tiv einen Brief schrei­ben. Viel­leicht gibt es auch jeman­den in der Familie oder im Bekann­ten­kreis, der Ihrer Tochter nahe­steht und einen Zugang zu ihr hat. Diese Person könnte zwischen Ihnen vermit­teln und als «Sprach­rohr» für Ihre Tochter dienen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Tochter Unter­stüt­zung und jeman­den zum Reden braucht, unter anderem weil es in der Schule bezie­hungs­weise in der Klasse nicht so gut läuft, gibt es auch die Möglich­keit, zur Schul­so­zi­al­ar­beit zu gehen. Die Schul­so­zi­al­ar­beit ist ein nieder­schwel­li­ges Angebot an Schulen. Sie bietet Bera­tung bei fami­liä­ren Proble­men, Mobbing oder psychi­schen Belas­tun­gen.

Wenn Sie unsi­cher sind, wie es Ihrer Tochter psychisch geht, oder sich das von Ihnen beschrie­bene Verhal­ten verstärkt, braucht es unter Umstän­den eine Fach­stelle im psycho­lo­gi­schen oder psych­ia­tri­schen Bereich. Gerne unter­stüt­zen wir Sie im kjz in Ihrer Nähe für eine weiter­ge­hende Bera­tung oder dabei, eine passende Fach­stelle zu finden.

Weitere Infor­ma­tio­nen finden Sie auch in diesen Beiträ­gen:

Puber­tät – der Schre­cken vieler Eltern
Die Entwick­lung des Kindes von 7 bis 12 Jahren

Maria Knecht-Jenny (Sozi­al­ar­bei­te­rin) und das kjz-Team

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Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».