Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Warum lehnt unsere Tochter (2½) ihren Papi in so vielen Alltagssituationen ab?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Fachteam unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Unsere Tochter (2½) zieht in den meisten Alltagssituationen das Mami dem Papi vor: beim Wechseln der Windeln, bei der Gutenachtgeschichte und dem Einschlafritual, beim Schoppen in der Nacht, beim Aufstehen am Morgen etc. Wenn Papi den Schoppen bringen möchte, wehrt sich unsere Tochter sehr und verlangt schreiend das Mami. Wir sind als Eltern sehr gleichberechtigt, arbeiten beide Teilzeit und verbringen viel Zeit mit unserer Tochter. Weshalb lehnt sie Papi in vielen Situationen ab und weint und schreit, bis das Mami kommt?
Liebe Eltern
Dass Kleinkinder während ihrer Entwicklung zeitweise einen Elternteil bevorzugen, ist ein verbreitetes Phänomen. Trotzdem tut diese Ablehnung sehr weh.
Die gute Nachricht vorweg: Dieses Verhalten kann sich im Laufe der Zeit ändern und die Bevorzugung zwischen den Elternteilen wechseln. Oft hängt es mit der aktuellen Entwicklungsphase des Kindes und seinen momentanen Bedürfnissen zusammen.
Wichtig ist: Gibt es gute Momente zwischen Ihrer Tochter und dem Vater im Alltag? Wenn Ihre Tochter müde ist, ist es schwieriger, dass sie sich von ihrem Vater beruhigen und/oder ins Bett bringen lässt. Am Tag, wenn Ihre Tochter fit und ausgeschlafen ist, gestaltet es sich einfacher für den Vater, mit seiner Tochter etwas zu erleben und so die Beziehung zu ihr zu stärken. Auch wenn das Kind zunächst abweisend reagiert, ist es sehr wichtig, weiterhin liebevoll und verfügbar zu sein. Spezielle Rituale und Aktivitäten stärken ebenfalls die Beziehung.
Es ist nicht immer einfach, wenn man von seiner eigenen Tochter zurückgewiesen wird. Gefühle wie Wut und Trauer können beim betroffenen Elternteil ausgelöst werden. Hier ist es wichtig, dass Sie als Eltern zusammenhalten. Sich gegenseitig unterstützen und jeweils dem anderen Elternteil zutrauen, das Kind in schwierigen Situationen zu begleiten. Sprechen Sie mit Ihrer Tochter und sagen Sie ihr, wer heute zuständig ist – zum Beispiel: «Heute erzählt dir Papa die Gutenachtgeschichte. Mama muss noch etwas im Haushalt erledigen.»
Auch das Gespräch zwischen beiden Elternteilen kann zu einer Entspannung der Situation führen. Wie fühlt sich der Vater, wenn er von seiner Tochter zurückgewiesen wird?
Besprechen Sie miteinander, wo es im Alltag sinnvoll ist, dass das Kind nicht selbst bestimmen kann. Es gibt immer wieder Momente, in denen die Eltern für die Kinder entscheiden müssen. Kinder, die abwechselnd von der Mutter und dem Vater betreut werden, entwickeln sich zu flexibleren und sozial kompetenteren Menschen. Durch die gemeinsame Betreuung und die Zeit, die Sie mit Ihrer Tochter verbringen, haben Sie eine sehr gute Grundlage dafür geschaffen.
Patricia Zgraggen (Mütter- und Väterberaterin) und das kjz-Team
Haben Sie eine Frage?
Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».