Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotEltern wollen ihren Kindern nicht wehtun. Obwohl sie immer das Beste für ihr Kind möchten, kann es im Stress aber manchmal passieren, dass sie übersehen, was eine Reaktion unbeabsichtigt beim Kind bewirkt. Es hilft, wenn Sie als Eltern gelegentlich einen bewussten Blick auf Ihr eigenes Stressverhalten werfen.
Eltern geben täglich ihr Bestes. Dennoch sagen oder tun sie im Alltagsstress alle einmal etwas, was so nicht gewollt war. Oft sind es die feineren Zwischentöne, die bei Kindern Spuren hinterlassen können. Verpackt in kleinen Gesten oder in der Art, wie ihre Eltern etwas sagen. Bei den Erwachsenen bleibt dies manchmal unbemerkt.
Wenn Sie sich als Eltern den möglichen Mechanismen dahinter bewusst sind und Ihr eigenes Verhalten in Stressmomenten gelegentlich genau anschauen, können Sie solchen Wirkungen besser vorbeugen.
Kleine Momente mit ungewollter Wirkung
Einige Szenen, die bei Kindern mehr bewirken können, als Erwachsenen manchmal bewusst ist:
«Jetzt machsch mi aber hässig»
Hören Kinder solche Aussagen öfters, kann es bei ihnen auslösen, dass sie sich für die elterlichen Gefühle verantwortlich fühlen. Damit die Eltern nicht vermeintlich ihretwegen wütend, unglücklich, traurig usw. werden, versuchen sie, sich deren Bedürfnissen noch besser anzupassen und sich noch mehr anzustrengen. Die Wahrnehmung für ihre eigenen Gefühle kann so zunehmend schwächer werden.
Ähnlich wirken Reaktionen wie: aus Ärger auf Distanz gehen (z. B. nicht wie sonst beim Abschied umarmen), dem Kind das Gefühl geben, man müsse «seinetwegen» weinen, dem Kind eigene Überforderung zu spüren geben oder Aussagen wie «Wie habe ich das verdient?», «Ich weiss nicht mehr wie weiter mit dir», «Dann such dir doch ein besseres Mami»
«Jetzt häsch eus de ganz Tag verdorbe»
Schuldgefühle belasten Kinder (und uns alle) stark. Auch lernen Kinder durch Schuldzuweisungen weder dass Fehler okay sind noch wie sie mit Missgeschicken oder starken Gefühlen besser umgehen können.
Ähnlich wirken Reaktionen wie: das Kind meiden oder Aussagen wie «Wenn du nicht immer so lange hättest, dann …», «Das hast du jetzt davon»
«So will d’Oma nüme go hüete cho»
Wird die Beziehung zum Kind an ein bestimmtes Verhalten gekoppelt, können Kinder den Glauben entwickeln «Ich bin nur liebenswert, wenn ich mich den Bedürfnissen anderer anpasse».
Ähnlich wirken Reaktionen wie: kurz angebunden, abweisend oder schnippisch sein, die Hand nicht mehr zum Halten anbieten, Blickkontakt meiden, nicht wie sonst Gutenachtsagen, wenn sich das Kind nicht verhält, wie man möchte
«Nie losisch mer zue!»
Vorwürfe bedeuten: Du erfüllst meine (hohen) Erwartungen nicht. Müssen sich Kinder oft an Erwartungen anderer orientieren, ohne dass ihre kindlichen Bedürfnisse Platz haben, verlieren sie allmählich die Wahrnehmung dafür, was sie selbst eigentlich bräuchten.
Ähnlich wirken Reaktionen wie: nicht mehr reden mit dem Kind bei Enttäuschung oder Aussagen wie «Wie konntest du bloss», «Ich bin enttäuscht von dir», «Wie oft musste ich dir das nun schon sagen!», «Mama mia …»
Fit for Family
Familienleben ist herausfordernd. Spiel und Spass, Stress und Streit, alles gehört dazu. In diesem kostenlosen Angebot der Geschäftsstelle Elternbildung im Kanton Zürich lernen Sie neue Handlungsmöglichkeiten für den Familienalltag kennen.
Welche Reaktionen sind hilfreicher für mein Kind?
Wichtig ist: Eine ungewollte Reaktion als Ausnahme ist nicht schädlich. Und es ist menschlich, wenn Ihnen als Eltern nicht jede Reaktion genau so gelingt, wie gewünscht.
Wie stark sich welche Reaktion auf Ihr Kind auswirkt, hängt neben den Umständen, der Heftigkeit und Häufigkeit auch davon ab, wie verlässlich und liebevoll die Beziehung zu Ihnen als Eltern grundsätzlich ist. Erlebt Ihr Kind einen Alltag, in dem es sich respektiert und geliebt fühlt und seine Bedürfnisse beachtet werden? Dann kann es mit nicht-förderlichen Reaktionen von Ihnen besser umgehen, sofern diese selten bleiben. Wenn Ihr Kind ausserdem versteht, dass eine harsche Reaktion von Ihnen mit den Umständen (keine Nerven, Stress bei der Arbeit usw.) zu tun hatte, und nicht mit ihm selbst, macht es Ihr Kind viel weniger verletzlich.
Im folgenden Beitrag finden Sie konkrete Anregungen, wie Sie Ihr Kind in Stressmomenten weniger belasten und was Ihnen als Eltern bei Stress und Streit hilft, konstruktiv zu bleiben:
Warum sind konstruktive Reaktionen so wichtig für Kinder?
Können Eltern in der Überforderung keine Ruhe bewahren, steigt der Stress beim Kind. Im Stress können Kinder aber nicht mehr einfach Kind sein. Ihre eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Stärken und Entwicklungsaufgaben rücken in den Hintergrund, ihr Selbstwert und ihre Gedankenmuster entwickeln sich eher negativ und sie laufen Gefahr, sich für das Wohl von ihrem Umfeld verantwortlich zu fühlen. Gleichzeitig schauen sie sich das elterliche Verhalten ab – und kopieren es später selbst.
Reagieren Sie als Eltern hingegen ruhig, kontrolliert und klar, ist Ihr Kind besser für Krisen und schwierige Situationen gewappnet. Auch festigen Sie so die verlässliche Beziehung zu Ihrem Kind und stärken Sie seinen Selbstwert.
Ist der Alltag zuhause öfters angespannt? Oder fühlen Sie sich oft erschöpft? Unsere erfahrenen Mütter- und Väterberaterinnen oder die Fachpersonen der Erziehungsberatung unterstützen Sie gerne kostenlos im kjz in Ihrer Nähe.
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit entstanden mit der Geschäftsstelle Elternbildung des Amts für Jugend und Berufsberatung, Kanton Zürich.