Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotIhr Kind hört nicht zu und verursacht Chaos. Was Sie als Eltern sagen könnten
Worte haben Wirkung. Sie können stärken oder Mut machen, den Mut aber auch nehmen oder tief verletzen. Wie können Eltern schwierige Situationen im Alltag mit Worten lösen, ohne Kindern weh zu tun? Finden Sie Anregungen in unserer Serie «Macht der Worte».
Die schön gefaltete Wäsche …
Sie falten einen Berg Wäsche. Ihr Kind hüpft wild im Zimmer herum. Sie mahnen zu Vorsicht, doch wumms – schon kippt der sorgfältig gefaltete Wäschestapel um. Das nervt Sie schrecklich: «Du Tubel, nie chasch lose!»
Das geht vielleicht in Ihnen vor
«Das hat er extra gemacht!» oder «Warum kann er nie tun, was ich sage!?», denken Sie vielleicht. Den ewigen Haushalt macht niemand gerne mehr als nötig, da ärgern solche Zwischenfälle doppelt. Bedenken Sie: Kinder testen Grenzen aus und überschreiten diese auch manchmal. Das ist ganz normal. Wenn die Dinge schieflaufen, müssen sie lernen dürfen, wie sie mit Fehlern umgehen sollen. Mit Ihrer Reaktion leben Sie Ihre Werte vor.
Das könnten Sie stattdessen sagen
«Unsere schön gefaltete Wäsche! Das hat mich viel Zeit gekostet und ärgert mich jetzt!», so kann Ihr Kind den Ärger verstehen, ohne dass Sie es damit als Person abwerten. Reden Sie im Ärger nur von sich und von dem, was passiert ist («Mich ärgert all die vergebliche Arbeit»). Drehen Sie sich notfalls kurz weg oder verlassen Sie das Zimmer, bis Sie wieder ruhig sind.
Je mehr wir schimpfen, desto grösser wird die Sache. Helfen Sie dem Kind lieber aus der Situation heraus: «Hilf mir bitte, die Wäsche wieder schön zusammenzufalten.» Damit geben Sie ihm die Chance, sein Missgeschick auszubügeln.
Sicht des Kindes
Wenn Kinder nicht zuhören oder wild herumrennen, kann das viele Gründe haben: Grenzen ausloten, Langeweile, der Wunsch nach Aufmerksamkeit, Bewegungsdrang usw. Sich selbst zu beschäftigen oder Temperament und Bewegungsdrang richtig zu dosieren, müssen Kinder erst lernen.
Bleiben wir bei Missgeschicken ruhig, kann das Kind unter vertrauensvollen Bedingungen lernen, Lösungen für einen Fehltritt zu finden.
Worte haben Wirkung
Worte können trösten oder stärken, aber auch verunsichern und verletzen. Respektvolle Worte schaffen Vertrauen, schlagen Brücken in Konflikten und stärken die Beziehung.
Wie weiter
- Den Haushalt im Tagesablauf unterzubringen, braucht manchmal Organisation und Kommunikation. Eine Möglichkeit ist, das Kind miteinzubeziehen. Erledigen Sie eine Arbeit alleine, dann kommunizieren Sie klar, angepasst an das Alter und Temperament des Kindes. Zum Beispiel: "In 10 Minuten habe ich Zeit zum Spielen", "Sobald du das Puzzle alleine fertiggemacht hast, kannst du mich rufen".
- Kinder müssen nicht dauerunterhalten werden. Langeweile kann unangenehm sein, sie kann aber auch zu neuen Ideen führen und ist daher wertvoll.
- Wenn sich wilde Situationen übermässig häufen, finden Sie heraus, was dahintersteckt: Braucht Ihr Kind vielleicht mehr Bewegung draussen, mehr Herausforderung oder Aufmerksamkeit?
Das hilft, die richtigen Worte zu finden
- Schmieden Sie das Eisen, wenn es kalt ist.
In der Wut kann man nichts klären. Sind Sie im Stress oder kocht Ihr Kind vor Wut, sagen Sie besser nichts oder nehmen kurz Abstand voneinander. - Vermeiden Sie Wertungen und Vorwürfe.
Benennen Sie stattdessen Ihre eigenen Empfindungen und Wünsche oder sagen Sie, welche Ihrer Grenzen überschritten wurden. Das schafft Verständnis und Empathie. Zum Beispiel: «Mir ist es zu laut. Ich hatte einen langen Arbeitstag und bin froh, wenn du zum Spielen rausgehst.» Machen wir stattdessen Wertungen oder Vorwürfe ("Kannst du nicht ein Mal …?", "Tu nicht so blöd …", "Wie oft muss ich dir noch sagen …?"), greifen wir den Selbstwert eines Kindes an. - Sagen Sie, was Sie möchten – nicht, was Sie nicht möchten.
So helfen Sie dem Kind aus der Situation heraus, zum Beispiel: «Sprich bitte freundlicher mit mir», «Lass uns das nochmals zusammen üben», «Hol bitte den Lappen, um das wieder sauberzumachen». - Suchen Sie nach dem Gefühl oder Bedürfnis des Kindes.
Auch wenn Sie sich ärgern: Überlegen Sie sich, was hinter dem Verhalten des Kindes stecken könnte. Dabei gilt: Alle Gefühle sind okay, nicht aber alle Verhaltensweisen. - Suchen Sie eine Lösung für die Bedürfnisse von beiden.
Am besten gemeinsam. - Fragen Sie sich: Wie kann mein Kind am besten lernen, was ich von ihm möchte?
Dabei lassen sich Kinder oft besser auf spielerische Art für ein neues Verhalten gewinnen als mit Druck.
Und wenn doch einmal etwas herausrutscht: Auch Eltern haben manchmal einen schlechten Tag. Wichtig ist, dass Sie danach hinstehen, sich entschuldigen und keinen Zweifel offenlassen, dass Sie das Kind weiterhin gernhaben.
Hier finden Sie Kurse, um sich mit dem Thema vertieft auseinanderzusetzen.