Kinder- und Lern-Apps

Eltern und Kinder sollten die digitale Welt gemeinsam erkunden

Früher oder später begin­nen Kinder, sich mit Handys, Tablets oder Compu­tern im digi­ta­len Raum zu bewegen. Eltern müssen sich davor nicht fürch­ten, sondern ihre Kinder auf diesem Weg beglei­ten. Es ist ein Weg, auf dem Eltern und Kinder gemein­sam vieles lernen werden.

Die Frage, ob Eltern ihren Kindern den Umgang mit Handys und Tablets, mit Youtube und irgend­wel­chen Apps erlau­ben oder verbie­ten sollen, stellt sich im Jahr 2021 längst nicht mehr. Die zentra­len Fragen sind, ab wann soll man anfan­gen, seine Kinder in diese Welt einzu­füh­ren? Welche Apps sind für Kinder in welchem Alter geeig­net? Wie gut muss man sich selbst mit allem ausken­nen, was man seinen Kindern erlaubt? Und irgend­wann dann, in welchem Alter und unter welchen Voraus­set­zun­gen die Kinder ihre eigenen Handys, Tablets, Laptops oder sons­ti­gen digi­ta­len Medien bekom­men sollen.

Klar scheint: ein radi­ka­les Verbot oder voll­stän­dige Kontrolle sind eher nicht die idealen Wege – aber natür­lich können Eltern sich für diesen Weg entschei­den. Aber, früher oder später kommen alle Kinder ganz direkt in Kontakt mit diesen Geräten und den Inhal­ten. Und wenn sie bis dahin zuhause keinen geeig­ne­ten Umgang damit gelernt haben, ist das Risiko gross, dass sie dann mit den Ange­bo­ten über­for­dert sind, diese nicht einschät­zen können und darum unkon­trol­lier­ba­res und womög­lich schäd­li­ches Nutzungs­ver­hal­ten entwi­ckeln.

Das heisst aber natür­lich nicht, dass man kleine Kinder mehr oder weniger belie­big oft und lange vor einen Bild­schirm setzen soll, um sie «daran zu gewöh­nen» – im Gegen­teil. Unter Fach­leu­ten ist man sich grund­sätz­lich einige, dass Kinder unter drei Jahren am besten noch keine regel­mäs­sige Bild­schirm­zei­ten haben, erklärt Profes­sor Thomas Merz, Medi­en­päd­agoge an der Pädago­gi­schen Hoch­schule Thurgau. «Auch nach drei Jahren gilt sicher im Vorschul­al­ter eine grosse Zurück­hal­tung. Primäre Sinnes­er­fah­run­gen und soziale Erfah­run­gen sind für die Entwick­lung der Kinder in diesem Alter zentral.»

Eltern müssen ihre Kinder beglei­ten

Wenn man sich als Eltern dann aber dafür entschei­det, seine Kinder in die Medi­en­nut­zung einzu­füh­ren, sei es zentral, dass man das bewusst, gezielt und immer beglei­tend tut, betont Thomas Merz weiter. Dazu gehört, dass man sich im Vorfeld sehr gut über­legt, was die Kinder zu sehen bekom­men sollen: will man mit ihnen zusam­men ab und zu kind­ge­rechte Filme anschauen? Oder sollen sie schon Apps bekom­men, die man gemein­sam nutzt und so nicht nur passiv auf den Bild­schirm schaut, sondern ihn aktiv nutzt? DEN rich­ti­gen Weg dafür gibt es nicht und die eigene Haltung als Eltern soll dabei genauso wichtig sein, wie allfäl­lig Ratschläge und Meinun­gen von Fach­leu­ten – seien es Forschende aus der Wissen­schaft oder Bera­tende von Erzie­hungs­be­ra­tung, Mütter-/Väter­be­ra­tung oder Eltern­bil­dung. Was Thomas Merz aber sagt: «Wichtig ist eine beglei­tete Einfüh­rung. Da gehört es dazu, die entspre­chen­den Apps selbst kennen­zu­ler­nen. Beson­dere Fach­per­son muss man aber nicht sein.»

Was man sicher nicht haben muss, ist grund­sätz­lich Angst vor schäd­li­chen Inhal­ten oder gene­rell um die Kinder. Denn die Zahl unter­schied­li­cher inter­ak­ti­ver Spiele und Apps oder von Infor­ma­ti­ons- und Unter­hal­tungs­fil­men, die man mit seinen Kindern kennen­ler­nen und nutzen kann, ist gigan­tisch und darun­ter sind unzäh­lige sinn­volle und geeig­nete Ange­bote. Darin liegt aber auch die grosse Heraus­for­de­rung über­haupt einmal anzu­fan­gen: in der schie­ren Masse an Apps und Kanälen, die expli­zit für Kinder exis­tiert – wer soll da die Über­sicht behal­ten? Nun, alle Ange­bote kann und muss man sich nicht anschauen. Zahl­reich Schwei­zer Medien haben in den vergan­ge­nen Jahren Listen zusam­men­ge­stellt, mit Apps, die sich für Kinder eignen. Eine Liste mit Links zu einigen dieser Beiträge finden Sie ganz unten. Eine gute und sehr umfang­rei­che Über­sicht über kind­ge­rechte Inhalte hat das Deut­sche Jugend­in­sti­tut mit der «Daten­bank Apps für Kinder» geschaf­fen. Alle dort aufge­führ­ten Apps werden genau geprüft und unter anderem nach den Krite­rien «Spiel­spass», «Pädago­gi­sche Bewer­tung», «Sicher­heit und Kosten» sowie «Bedie­nung und Technik» bewer­tet. Die Daten­bank wird regel­mäs­sig ergänzt und bietet eine grosse Hilfe­stel­lung, wenn man sich als Eltern auf die Suche nach passen­den und sinn­vol­len Apps macht, um mit seinen Kindern in die digi­tale Welt einzu­tau­chen.

Das eigene Gerät

Noch weniger klar kann man Angaben darüber machen, wann es sinn­voll oder ange­bracht ist, Kindern ihre eigenen persön­li­chen digi­ta­len Geräte zu geben. Thomas Merz sagt dazu: «Auch bezüg­lich eigenem Gerät wäre ich sehr zurück­hal­tend. Paral­lel zur Empfeh­lung oben, möglichst erst gegen das Schul­al­ter hin die Nutzung elek­tro­ni­scher Geräte auszu­wei­ten, würde ich auch bis dann kein eigenes Gerät empfeh­len.» Und selbst wenn Kinder ein eigenes Gerät besitze, heisse das nicht, dass sie es auch unbe­schränkt nutzen dürften. Einschrän­kun­gen seien weiter­hin wichtig, betont der Medi­en­päd­agoge. Hier kann man mit Kindern auch einen Vertrag machen im Sinne von «du erhältst ein eigenes Gerät – aber damit sind folgende Bedin­gun­gen verbun­den …» Grund­sätz­lich liegt diese Entschei­dung einzig im Ermes­sen der Eltern, eine Lehr­mei­nung dazu gibt es nicht und es kommt vor allem darauf an, dass die Eltern ihre Kinder in der Nutzung des eigenen Gerätes nahe beglei­ten.

App-Empfeh­lun­gen

  • appo­lino | kinder­ge­rechte und didak­tisch durch­dachte Lern-Apps für Mathe­ma­tik und Deutsch
    Alle Apps aus der appo­lino® Serie wurden von einem inter­dis­zi­pli­nä­ren Exper­ten­team unter der Leitung des Lehr­mit­tel­ver­lags St. Gallen entwi­ckelt.
  • SRF 3 digital | eine Auswahl anspre­chen­der Apps für Kinder
    Interaktive Bilder­bü­cher mit Klas­si­kern oder digi­ta­len Neuent­wick­lun­gen, Apps für die ganz Kleinen zum Drücken und Staunen, Entde­cker-Apps zu Themen wie Tiere, Pflan­zen oder Autos, Lern-Apps zu Themen wie der mensch­li­che Körper oder Welt­raum sowie Apps mit zahl­rei­chen unter­halt­sa­men Spielen.
  • fami­gros | eine Auswahl der fami­gros-Redak­tion | von unter­halt­sam bis lehr­reich, für Kinder ab 2 Jahren
  • Kryp­to­Kids | ein Aben­teu­er­spiel zum Thema Daten­schutz für Kinder ab 8 Jahren