Streit, Stress, Stunk

Ferien? Nächstes Jahr ohne die Kinder!

Ferien – die schöns­ten Wochen des Jahres. Endlich weg vom Stress der Arbeit und dem Alltags­trott. Aben­teuer oder Entspan­nung, Action oder Erho­lung. Dolce far niente. Denkste. Nicht wenn es Ferien mit der Familie sind. Da sind Streit und Stress vorpro­gram­miert. Eltern und Kinder rund um die Uhr auf engstem Raum: Im Auto, im Zelt, im Hotel, unter dem Sonnen­schirm. Ein Gast-Beitrag über die letzten Ferien mit Kindern – oder auch nicht.

Ferien mit klei­ne­ren Kindern fand ich ja eh nie wahn­sin­nig erhol­sam. Schon schön, aber unter Erho­lung stellte ich mir irgend­wie doch etwas anderes vor. Nach vielen Jahren des Urlaubs mit kleinen Kindern freute ich mich also auf die Zeit, sobald die Kinder grösser sind. So richtig entspannte Ferien! Genuss pur!! Eine wunder­bare Zeit für die ganze Familie!!! Mhm … naja.

Recht detail­liert erin­nere ich mich an die Sommer­fe­rien vor vier Jahren: Die Kinder eben nicht mehr so klein. Wir hatten die Quadra­tur des Kreises geschafft (glaub­ten wir zumin­dest) und ein Örtchen gefun­den, das sowohl allen Kindern einiges zu bieten schien, als auch für meinen Partner und mich stimmig war. Darum: Vorfreude riesig! Gegen Ende der Ferien: Freude nicht mehr so riesig. Ich ertappte mich beim laut geäus­ser­ten Gedan­ken: «Nächs­tes Jahr ohne die Kinder!».

Und das kam so:

Bilanz der Hinfahrt: Auto (nur) einmal voll­ge­kotzt. Kinder­streit hinten im Auto ok, der Älteste fungierte als «Puffer» zwischen seinen beiden Schwes­tern, was zum Glück ziem­lich gut funk­tio­nierte. Ein Zwischen­stopp in einem wunder­schö­nen Städt­chen. Die Tauben erkoren uns leider zur Klo-Ziel­scheibe. Wie oft die Frage «Wann sind wir da?» auf dieser Hinfahrt gestellt wurde, habe ich nicht notiert (gefühlte 2755 Mal?). Aber wir kamen schliess­lich heil an. Tiptop.

Am zweiten Tag erlag das Handy des Ältes­ten irgend­ei­nem Käfer und war tot, mause­tot. Darauf folgten einen Tag lang Wutan­fälle und laut­starke und krea­tive Verwün­schun­gen über die heuti­gen unzu­ver­läs­si­gen Handys im Allge­mei­nen und insbe­son­dere über das im Besitz unseres Sohnes. Wir dachten schon, das verdürbe ihm und uns die ganzen Ferien. Aber nein! Oh Wunder, nach einem Tag war die Sache ausge­stan­den. Unser Ältes­ter verbrachte so viel Feri­en­zeit mit uns wie schon lange nicht mehr. Spielen, plau­dern, Ausflüge, gemein­sa­mer Früh­sport mit der Mutter (ich litt nur minimal unter dem fitten Jung­spund neben mir …) – er war für alles zu haben. Und das ganz ohne die verma­le­dei­ten Quere­leien um Bild­schirm­zei­ten. Falls Sie also tech­nisch versiert sind, mani­pu­lie­ren Sie doch einfach vor den Sommer­fe­rien die tech­ni­schen Geräte Ihres Nach­wuch­ses …

Mit unseren beiden Töch­tern kamen wir hinge­gen in diesen Ferien nicht so richtig in den gemein­sa­men Flow. Sie sind ja im Alltag ziem­lich unkom­pli­ziert. Aber in den Ferien sind sie uns einfach (darf ich das jetzt schrei­ben?) zu faul.

Abma­chung 1 für die Ferien: Abwechs­lungs­weise verbringt die Familie einen Tag vor Ort, am anderen wird ein Ausflug gemacht. Die Tage vor Ort passten den Girls bestens. Rumlie­gen, faulen­zen, bädelen, viel­leicht etwas lesen oder spielen. Mach ich zwischen­durch ja auch gerne. Am Abend war dann aber fertig Friede, Freude, Eier­ku­chen. Wir Eltern wollten mit den Kindern die Vorschläge für den kommen­den Ausflugs­tag bespre­chen. Von wegen bespre­chen. Kurz zusam­men­ge­fasst: Jammern, Schmol­len, Motzen, Tröt­zeln, Schnö­den. Ausgie­big. Jeden zweiten Tag! Vom Aufste­hen am Ausflugs­tag fang ich gar nicht erst an …

Abma­chung 2 für die Ferien: Damit auch Mami und Papi auf ihre Kosten kommen, helfen die Kinder mit. Tisch decken und abräu­men, abwa­schen und abtrock­nen, Ware an den See und retour tragen, aufräu­men – halt so das Übliche. Ist ja nicht zu viel verlangt, denke ich. Denkste: Jammern, Schmol­len, Motzen, Tröt­zeln, Schnö­den. Ausgie­big. Jeden Tag!

Mit der Zeit geht einem das wahn­sin­nig auf den Geist. Jeden­falls mir. Bis zum Schluss der Ferien konnte ich es wirk­lich nicht mehr hören. Und so kam der Zeit­punkt: «Nächs­tes Jahr ohne die Kinder!».

PS: Durch­ge­zo­gen haben wir das noch nie. Auch dieses Jahr nicht. Und ich freue ich mich wirk­lich auf die Ferien.

PPS: All die wunder­ba­ren, schönen, tollen, lusti­gen und berüh­ren­den Momente unserer Ferien, die gab es natür­lich zu Hauf. Aber so ein biss­chen Jammern, Schmol­len, Motzen, Tröt­zeln und Schnö­den – das tut halt manch­mal gut.