Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Mein Partner lebt getrennt und verheimlicht unsere Beziehung vor Frau und Kindern. Wie damit umgehen?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Fachteam unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Ich bin geschieden und habe seit zirka drei Jahren eine heimliche Beziehung. Er wohnt im Haus neben seiner Frau. Es gibt vier Kinder, die auf beide Haushalte verteilt wohnen. Die Trennung wurde nie offen ausgesprochen, auch nicht gegenüber den Kindern. Er hat Angst, dass sie verletzt sein wird, wenn sie von einer neuen Partnerin erfährt, ihm dann die Kinder vorenthalten wird und auch, dass die Kinder ihm die Schuld für die Trennung geben werden.
Ich befürchte, dass sich diese Situation noch lange so hinziehen wird, dass ich mit ihm nur heimlich zusammen sein kann, wir wenig Zeit zusammen haben, ich ihn nie besuchen kann etc. Ich möchte ihn nicht unter Druck setzen, aber ich merke, dass mich die Situation belastet. Meine Kinder, meine Familie möchten ihn kennenlernen, was unter diesen Umständen aber nicht stattfinden kann. Was kann ich tun?
Liebe Mutter
Das riecht wie eine echte Bredouille. Und ganz ehrlich: Ich verstehe nicht so recht, was da vor sich geht.
Ihr neuer Partner wohnt nicht mehr bei seiner Familie, aber diese glaubt, er gehöre noch zur Familie? Es würde mich sehr interessieren, wie er seinerzeit seiner Familie den Auszug aus der Familienwohnung erklärt hat und wie dieses getrennte Familienleben im Alltag funktioniert.
Von hier aus ist es schwer einzuschätzen, wie gross der Leidensdruck bei Ihrem Partner ist. Auf den ersten Blick sieht es ein wenig so aus, dass er sich nicht entscheiden kann, weil er sich nicht entscheiden muss. Oder anders gesagt: Er hat sich entschieden. Für den Fünfer und das Weggli. Das ist auch gegenüber seiner Frau (Ex-Frau?) und seinen Kindern nicht ganz fair. Immerhin belügt er sie seit drei Jahren. Kinder haben tatsächlich oft Mühe, neue Partnerinnen oder Partner zu akzeptieren. In ihren Augen tragen diese die Schuld an der Trennung. Das ist nachvollziehbar. Auch dass seine Frau (Ex-Frau?) verletzt sein könnte und ihm das Leben etwas schwerer macht.
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch Sie immer wieder aufs Neue verletzt sind. Sie sprechen die Belastung sogar an. In meinen Augen dürfen Sie nach drei Jahren diese Form von Beziehung in Frage stellen.
Ich bin ein Anhänger der Redewendung «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende». Davon ausgehend, dass «Ihre heimliche Beziehung» tatsächlich eine Beziehung mit Ihnen führen will, ist der aktuelle Beziehungsstatus nur schwer zu verstehen. Auch wenn Sie sich davor fürchten: Manchmal ist ein wenig Druck gar nicht mal so schlecht. Dann weiss das Gegenüber, woran es ist. Klar ist, dass Druck Konsequenzen nach sich zieht. Nun kommt es auf Ihre Haltung an. Solange Sie bereit sind, das alles mitzumachen, wird es so weitergehen. Wenn nicht, droht der Beziehungskollaps. Auch dafür müssen Sie bereit sein. Sind Sie’s?
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg.
Claude Ramme (Erziehungsberater) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».