kjz-Sprechstunde

«Mein Sohn (15) raucht heimlich und lügt. Wegen ihm streite ich mit meinem Lebenspartner. Was tun?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Fach­team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Mein Sohn (15) raucht. Ich erlaube ihm täglich zwei Ziga­ret­ten, weil ich nicht will, dass er heim­lich raucht oder Ziga­ret­ten stiehlt. In der Schule hat er wegen Vapes einen Verweis erhal­ten. Darauf­hin wurden Regeln aufge­stellt. Jetzt kauft er wieder heim­lich Vapes bei einem Schüler, zu dem er Kontakt­ver­bot hat, da mein Sohn seinet­we­gen mit der Polizei in Konflikt geraten war. Schein­bar versteht mein Sohn nicht den Ernst der Lage. Er belügt mich oft und ich streite mich wegen ihm mit meinem Lebens­ge­fähr­ten. Was soll ich tun?

Liebe Mutter

Es tut weh, belogen zu werden. Sie wollen, dass Ihr Sohn ehrlich zu Ihnen ist, auch wenn er etwas anstellt. Dies ist absolut nach­voll­zieh­bar.

Doch warum lügen Jugend­li­che so oft? In der Puber­tät findet ein Ablö­sungs­pro­zess von den Eltern statt. Jugend­li­che wollen ihre eigene Iden­ti­tät finden und sich von den Eltern abgren­zen. Oft lügen Jugend­li­che auch im Rahmen ihrer Peer­gruppe, um sich so darzu­stel­len, dass sie aner­kannt werden und zur Gruppe gehören. Sie probie­ren auch Sachen aus, von denen sie befürch­ten, dass ihre Eltern sie nicht akzep­tie­ren würden. Aus Angst vor Konse­quen­zen oder der Miss­bil­li­gung der Eltern lügen die Jugend­li­chen, um sich selbst zu schüt­zen. Oder sie lügen, weil sie die Grenzen ihrer Eltern austes­ten wollen.

Ihr Ansatz, dass Sie Ihrem Sohn täglich zwei Ziga­ret­ten erlau­ben, damit er nicht heim­lich raucht, ist sehr sinn­voll. Sie stellen klare Regeln auf und setzen Grenzen. Es wäre span­nend, zu wissen, warum Ihr Sohn sich nicht daran­hal­ten kann oder will. Viel­leicht hat er andere Ideen, andere Vorstel­lun­gen. Versu­chen Sie bei einem gemein­sa­men Gespräch einen Kompro­miss zu finden. Denn Jugend­li­che brau­chen Grenzen und einen Rahmen, damit sie sich gut entwi­ckeln. Sie brau­chen aber auch die Möglich­keit, sich selbst, ihre Ideen und Vorstel­lun­gen einbrin­gen zu können. So zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie ihn ernst nehmen. Bringen Sie Ihrem Sohn Verständ­nis entge­gen und schen­ken Sie ihm Vertrauen. Bleiben Sie bei sich und Ihrem Wunsch nach Ehrlich­keit. Äussern Sie Ihre Ängste und Sorgen ehrlich und authen­tisch. So sind Sie ein gutes Vorbild für Ihren Sohn, damit er sich eben­falls ehrlich und authen­tisch äussern kann. Allen­falls macht es auch Sinn, dass Sie Ihren Lebens­ge­fähr­ten in das klärende Gespräch mit Ihrem Sohn mitein­be­zie­hen. Ich bin mir sicher, dass Sie spüren werden, welches Setting mit welchen Perso­nen das Rich­tige für eine klären­des Gespräch sein wird.

Gerne unter­stüt­zen wir Sie hierbei im kjz in Ihrer Nähe.

Maria Knecht-Jenny (Sozi­al­ar­bei­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».