kjz-Sprechstunde

«Wie soll ich mit meiner rebellischen Tochter (12) umgehen?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Fach­team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Meine Tochter (12) rebel­liert stark gegen mich, wider­spricht immer wieder, ist recht­ha­be­risch und stur. Sie hat zu nichts Lust und provo­ziert zuhause. Was kann ich tun?

Liebe Mutter / Lieber Vater

Ein schwie­ri­ges Kind, deuten Sie an. Gerade gestern eröff­nete mir meine Mutter, dass ich ein unglaub­lich schwie­ri­ges und rebel­li­sches Kind gewesen sei. Und nun sitze ich hier und mache mir Gedan­ken darüber, wie mit solchen Kindern umge­gan­gen werden kann.

Entwick­lungs­psy­cho­lo­gisch ist es der Job Ihrer Tochter, Ihnen Wider­stand zu leisten, Wider­worte zu geben, sich abzu­gren­zen, immer recht und keinen Bock zu haben, weder auf Ihre Anwei­sun­gen noch auf Ihr Abend­essen. Um sich selbst­stän­dig zu entwi­ckeln, muss sie sich von Ihnen abgren­zen. Das tut sie mal konstruk­tiv, mal destruk­tiv. Aber es ist immer der Versuch, das Selbst zu entwi­ckeln. Oder anders: sich selbst kennen­zu­ler­nen.

Das ist mühsam für das Zusam­men­le­ben. Und es stellt sich die Frage, was denn unser Job als Eltern ist.

Abge­se­hen von der Verant­wor­tung, die wir für unsere Kinder bis zu ihrer Mündig­keit tragen, trifft es ein Begriff perfekt: Aushal­ten. Ein Wort, mehrere Trag­wei­ten. Zum einen halten wir Belas­tun­gen, Schmer­zen und unan­ge­nehme Gefühle aus, zum anderen halten wir jeman­den aus, indem wir ihn oder sie versor­gen – mit Essen, Dach über dem Kopf, Sicher­heit, und mit bedin­gungs­lo­ser, erwar­tungs­freier Liebe.

Aber wie? Wir halten aufrei­bende Situa­tio­nen besser aus, wenn wir der Sache oder dem Menschen mit Ruhe, Gelas­sen­heit, Souve­rä­ni­tät begeg­nen. Und mit Humor. Viel Humor. Denn seien wir mal ehrlich. Auch wenn wir Eltern unsere Kinder unbe­dingt ernst nehmen, ihnen mit Respekt begeg­nen und ihre Inte­gri­tät wahren müssen, so können wir (meis­tens alle zusam­men) in ein paar Jahren darüber lachen. Wenn es uns gelingt, dieses Inter­vall zwischen Frus­tra­tion über unsere respekt­lo­sen Kinder und unserer Erhei­te­rung darüber zu verkür­zen, dann wird das Zusam­men­le­ben etwas entspann­ter.

Das heisst nicht, dass Sie bei Ihrer Tochter alles durch­ge­hen lassen sollen. Wir dürfen unser Miss­fal­len über den Tonfall oder die Wider­worte durch­aus kundtun. Viel­leicht braucht es auch immer mal wieder Verhand­lun­gen über den fami­liä­ren Umgang mitein­an­der – am besten in guten Momen­ten. Aber am meisten lernen Kinder an unserem beispiel­haf­ten Verhal­ten.

Ein Rat zu guter Letzt. Wenn Sie unsere Ausfüh­run­gen vertie­fen möchten, freuen wir uns im kjz in Ihrer Nähe über ein Gespräch mit Ihnen. Dann nehmen wir uns gerne noch mehr Zeit für Sie.

Claude Ramme (Erzie­hungs­be­ra­ter) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».