Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotHurra, ab ins Lager und rein ins Abenteuer! Wäre da nur nicht die Sorge vor dem Heimweh. Eine gute Vorbereitung und ein paar Tricks helfen, das quälende Gefühl in den Griff zu bekommen.
Warum Heimweh
Ein bisschen Heimweh ist ganz normal. Lagerferien bedeuten für Kinder, Zeit in einem neuen Umfeld ganz ohne die bekannte Geborgenheit. Das kann verunsichern. Heimweh ist daher eine gesunde kindliche Reaktion auf diese Unsicherheit. Eine Form von Mini-Trauer. Kinder können lernen, mit Heimweh umzugehen. Denn meist sind die ersten ein bis zwei Tage bis zur Angewöhnung schwierig, danach nimmt das Gefühl schnell von alleine ab.
Für Kinder ist wichtig, dass sie über das Bevorstehende reden können und dass ihre Gefühle und Befürchtungen ernst genommen werden. Wenn Sie als Eltern gemeinsam mit ihnen Notfallpläne schmieden, lernen sie, wie sie sich im Fall der Fälle selber helfen können. Das gibt Sicherheit.
Hier finden Sie zahlreiche Ideen für die Vorbereitung. Vergessen Sie nicht, dabei auch immer wieder über die vielen schönen Dinge zu reden, für die sich Vorfreude lohnt.
Ideen, damit Kinder Sicherheit gewinnen
- Leiterteam vorher gemeinsam googeln
- Leiterteam vorher anrufen/kennenlernen
- auswärts zu schlafen vorher üben
- zuvor hinfahren und sich mit der Gegend vertraut machen
- über die Ängste des Kindes reden und von eigenen Erfahrungen mit solchen Ängsten erzählen
- klären, an wen sich das Kind im Lager wenden kann (Telefonnummer speichern)
- besprechen, bei wem sich das Kind in der Nacht melden soll (bei welcher Leiterperson und klären, wo diese schläft)
- besprechen, wie das Kind mit ungewohntem Essen oder Essabläufen umgehen soll
- Möglichkeiten besprechen, wie das Kind Anschluss finden kann (z. B. im Lager zuerst zu einem einzelnen Kind dazusitzen, eine bestimmte Frage stellen oder etwas erzählen)
- vorher gemeinsam abmachen, in welchen Fällen Eltern und Kind einander schreiben/anrufen (möglichst auf den Notfall reduzieren)
- bei grosser Sorge vor Heimwehgefühlen vorher das Leiterteam informieren
Ideen, um Vorfreude zu wecken
- sich gemeinsam schöne Erfahrungen ausmalen, die im Lager auf das Kind warten könnten (neue Freunde, das Gefühl einer Grossfamilie, ein schöner Ort, viel Programm, neu Gelerntes usw.)
- das Programm gemeinsam anschauen und sich auf mögliche Höhepunkte freuen
- auch das Programm der Eltern in der Abwesenheit des Kindes besprechen, sodass für das Kind spürbar wird – beide freuen sich auf diese Woche, es ist für beide etwas Gutes und Aufregendes
- von eigenen positiven Erfahrungen von früher erzählen
- das Wiedersehen planen, als etwas, worauf sich beide Seiten nach einer Woche wieder freuen (z. B. mit einem Lagererzählabend mit Fotoshow, dem Lieblingsmenü usw.)
- den Abschied positiv gestalten
- ein Lagerdiplom oder ähnlich kreieren, um die Errungenschaft des Kindes anzuerkennen
Drei Empfehlungen von kjz-Expertin Simone Gruen-Müller
- Ausprobieren und Erfahrungen sammeln sind wichtige Schritte in die Selbstständigkeit. Sie dürfen Ihrem Kind zu spüren geben: «Ich traue dir das zu!»
- Machen Sie nicht ab, täglich miteinander zu telefonieren. Wenn, dann vereinbaren Sie einen bestimmten Tag dafür.
- Versprechen Sie Ihrem Kind nicht, es im Notfall sofort abzuholen. Das vermittelt Unsicherheit. Leidet das Kind, dann machen Sie in einem ersten Schritt Mut und fragen Sie nach guten Erlebnissen. Wenn nichts hilft, holen Sie das Kind mit ermutigenden Worten ab: «Du hast es zwei oder drei Tage lang geschafft!»
Notfallpläne gegen Heimweh
- Brief schreiben (zuvor frankiertes Couvert mit Adresse drauf und Briefpapier mitgeben, zum Schreiben und Verschicken in schwierigen Momenten)
- Lagertagebuch schreiben (zuvor mitgeben, für schöne und schwierige Momente, die nach der Lagerwoche zuhause erzählt werden können)
- «Heimwehtablette» nehmen (Smarties oder ähnlich mitgeben)
- dem Kuscheltier die Sorgen erzählen
- den Mut zusammennehmen und bei einem Spiel mit den anderen Kindern mitmachen
- sich dem Leiterteam oder einem Freund/einer Freundin anvertrauen (zuvor besprechen oder auch gemeinsam einüben, wie sich das Kind melden soll: mutig sein, klopfen, sagen was es fühlt, auch in der Nacht)
- «24 Stunden schaffe ich es noch!» (zuvor diesen Vorsatz besprechen oder einüben, vielleicht sieht die Welt danach schon anders aus)
Tipps für den Kontakt während des Lagers
- Handykontakt möglichst vermeiden
- bei Anrufen gelassen bleiben
- Verständnis zeigen, zuhören, ernst nehmen, nachfragen und nach Lösungen suchen, wie sich das Kind verhalten könnte
- das Kind nur abholen, wenn es auch nach Tagen noch stark leidet
- sich bewusst sein, dass das Kind gerade grossartige Erfahrungen von Selbstständigkeit macht