kjz-Sprechstunde

«Wie legt Danilo (5) seine heiklen Essgewohnheiten ab?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz-Team
Mein Sohn Danilo (5) ist sehr heikel beim Essen. Vor allem Gemüse mag er nicht. Am liebs­ten isst er Unge­sun­des wie Pizza, Pasta und Würst­chen. Seine heikle Art führt dazu, dass ich die Mütter seiner Gspänli immer vorwar­nen muss, wenn er bei ihnen isst. Was kann ich tun, dass Danilo normale Essge­wohn­hei­ten bekommt? Ich würde nämlich gerne mehr Gemüse auf den Tisch bringen.

Frau K. aus Rich­ters­wil

Liebe Frau K.

Sie spre­chen ein Thema an, das viele Eltern kennen: Wenn Zweifel rund ums Essen nagen, macht sich über dem Sonn­tags­bra­ten schnell dicke Luft breit. Denn als Mutter und Vater fühlt man sich nicht nur dafür verant­wort­lich, dass der Spröss­ling genug isst, sondern auch, dass er das «Rich­tige» isst.

Doch lassen Sie den Esstisch nicht zur Arena für Macht­kämpfe werden. Es lohnt sich, auf Gemüt­lich­keit zu setzen. Gemein­same Mahl­zei­ten beinhal­ten ja nicht nur das Futtern von Vitami­nen. Sie bieten vor allem auch hervor­ra­gende Gele­gen­hei­ten, mitein­an­der ins Gespräch zu kommen und so in Verbin­dung zu bleiben.

Viele Macht­kämpfe lassen sich durch eine klare Haltung vermei­den: Die Köchin oder der Koch legt fest, was auf den Tisch kommt. Ihr Sohn entschei­det, wie viel er davon essen möchte. Falls er Ihr Gericht nicht mag, können Sie ihm einen Apfel oder etwas Brot anbie­ten. Je unat­trak­ti­ver die Alter­na­tive, desto höher die Chance, dass er trotz­dem hin und wieder mitisst. Üben Sie aber keinen Druck aus. Solange Danilo gesund auf «seiner» Gewichts­kurve gedeiht, besteht kein Grund zur Sorge.

Gelas­sen zu bleiben gilt auch dann, wenn Ihr Kind auswärts isst. Für Fünf­jäh­rige gewin­nen Gleich­alt­rige immer mehr an Bedeu­tung. Zu Besuch bei seinen Gspänli erlebt Danilo neue Gerüche, Aromen und Umgangs­for­men – und merkt viel­leicht: Es schmeckt auch ohne meine Extra­würst­chen. Andern­falls kann er lernen, freund­lich und selbst­be­wusst zu seinen Vorlie­ben zu stehen: «Nein danke, ich möchte kein Gemüse haben.»

Apropos Gemüse: Viel­leicht kann Ihnen Danilo hin und wieder beim Zube­rei­ten von Broc­coli und Co. helfen? Studien zeigen, dass Kinder, die zu Hause mitko­chen, weniger heikel sind.

So wünsche ich Ihnen mit Ihren Liebs­ten gemüt­li­che Koch- und Esser­leb­nisse. Nicht zuletzt möchte ich Ihnen folgen­den Hoff­nungs­fun­ken mitge­ben: Heikle Esser bleiben nicht unbe­dingt ein Leben lang heikel. Es lohnt sich also im wahrs­ten Sinne, abzu­war­ten und Tee zu trinken – und dazu ein zucker­süs­ses Stück Kuchen zu genies­sen.

Ursina Ehren­sper­ger (Erzie­hungs­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».