kjz-Sprechstunde

«Unser Sohn (3) schlägt seine kleine Schwester»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz

Unser Sohn ist 3 Jahre alt und hat eine 6 Monate alte Schwes­ter. Er kann manch­mal sehr herz­lich und süss sein, zeigt ihr wie man etwas macht, strei­chelt sie etc. Doch manch­mal, aus dem Nichts, schlägt er sie. Auch wenn ich versu­che, ihn zu stoppen, versucht er es immer wieder. Ich versu­che, mit ihm zu reden, doch manch­mal bin ich einfach über­for­dert, weil es aus dem Nichts kommt. Da habe ich ihn auch schon in sein Zimmer gebracht, um mich zu beru­hi­gen. Dies fühlt sich aber nicht richtig an. Was kann ich tun?
Familie

Liebe Familie

Sie schil­dern sehr anschau­lich Situa­tio­nen in Ihrer neuen Fami­li­en­kon­stel­la­tion. Es ist verständ­lich, dass diese Erleb­nisse Sie aufwüh­len und heraus­for­dern.

Wahr­schein­lich hatten Sie sich während der Schwan­ger­schaft ausge­malt, wie die Geschwis­ter mitein­an­der spielen und Freude anein­an­der haben. Diese Zeit wird kommen! Wie Sie schrei­ben, gibt es diese Momente bereits jetzt schon, das ist toll!

Für Ihren Sohn hat sich seit der Geburt seiner Schwes­ter vieles verän­dert. Er soll die Aufmerk­sam­keit teilen, die er bis anhin voll­um­fäng­lich von Ihnen bekom­men hat. Er fühlt sich über­for­dert, hilflos und ist verun­si­chert. Ihr Sohn ist noch zu jung, um zu verste­hen, woher die nega­ti­ven Gefühle kommen, und was sein Handeln bei anderen auslöst. Für ihn steht im Vorder­grund, Aufmerk­sam­keit und Liebe zu erhal­ten.

Das kann unter­stüt­zen:

  • Beglei­ten Sie Ihren Sohn gedul­dig in der neuen Situa­tion. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn lieb­ha­ben und sich an ihm freuen.
  • Zeigen Sie Verständ­nis für seine Gefühle und reden Sie in einem ruhigen Moment mit ihm darüber. So lernt er, dass er sich bei Ihnen Trost und Unter­stüt­zung holen darf.
  • Spre­chen Sie mit ihm über seine Gefühle (Eifer­sucht, Wut, Trau­rig­keit, Frus­tra­tion, Freude, Verbun­den­heit usw.). So lernt er, welches Gefühl welche Bezeich­nung hat.
  • Reagie­ren Sie sofort, wenn Ihr Sohn schlägt. Halten Sie seine Hände und erklä­ren Sie ihm, dass Sie dieses Verhal­ten nicht akzep­tie­ren und dass er seiner Schwes­ter nicht wehtun darf. Seien Sie klar und einfach in Ihrer Ansage und bleiben Sie verfüg­bar für ihn.
  • Bestra­fen Sie ihn nicht!
  • Solange Ihr Sohn noch nicht in seiner neuen Rolle ange­kom­men ist, sollten Sie das Baby nicht mit ihm alleine lassen.
  • Für Kinder ist es schön, wenn die Mutter und der Vater mit jedem Kind regel­mäs­sig alleine Zeit verbrin­gen.
  • Es kann helfen, wenn die Kinder ihren eigenen Bereich haben und nicht alles mitein­an­der teilen müssen. Ihr Sohn soll auch alleine und mit Gleich­alt­ri­gen spielen und ausser­halb der Familie Freund­schaf­ten schlies­sen können.
  • Schlies­sen Sie am Abend den Tag mit einem posi­ti­ven Gefühl ab. Erzäh­len Sie zum Beispiel eine kleine posi­tive Bege­ben­heit oder, je nach Möglich­keit, lassen Sie Ihren Sohn erzäh­len.

Ich wünsche Ihnen Energie und Geduld, aber vor allem viel Freude mit Ihrer ganzen Familie.

Monika van Berkum-Ehni (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».