Simon Eggeschwiler, ein Portrait aus den 1990er- und 2000er-Jahren

Sein Vater wohnt ebenfalls in der Nähe in einer Mietwohnung, er verbringt jedes zweite Wochenende bei ihm

Simon Egge­schwi­ler* ist zehn Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter, seiner älteren Schwes­ter Claudia und den Gross­el­tern in einem Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus. Sein Vater wohnt eben­falls in der Nähe in einer Miet­wohnung, er verbringt jedes zweite Wochen­ende bei ihm. Über Mittag und nach der Schule geht Simon jeweils selbst­stän­dig in den Hort, da seine Mutter an vier Tagen die Woche erwerbs­tä­tig ist. Dort isst er mit den Schul­ka­me­ra­den und macht anschlies­send die Haus­auf­ga­ben. Anläss­lich der Schei­dung der Eltern war für den zu­ständigen Bezirks­rich­ter die zentrale Frage gewesen, wie das «Kindes­wohl» geschützt werden kann. Das zukünf­tige Wohn­mo­dell erach­tete er dabei als mass­ge­bend. Simon Egge­schwi­ler und seine Schwes­ter wurden entsprech­end ange­hört. Die Eltern haben ge­meinsam mit Simon und Claudia entschie­den, dass die Kinder weiter­hin bei der Mutter leben und regel­mäs­sig die Wochen­en­den beim Vater verbrin­gen werden. Simon Egge­schwi­ler, den die Tren­nung sehr belas­tet und in der Schule zurück­ge­wor­fen hatte, erhielt Unter­stüt­zung durch eine Psycho­lo­gin. Inzwisch­en hat er sich in die neue Situa­tion gut einge­lebt. Die Ferien verbringt er abwech­selnd bei seiner Mutter und seinem Vater. 

Fakt I

Seit 1. Juli 2014 wird gemäss Artikel 296, Absatz 2 des Zivil­ge­setz­bu­ches beiden Eltern­tei­len das Sorge­recht erteilt, wenn dies dem «Kindes­wohl» dient. Eine Unter­schei­dung zwischen verhei­ra­te­ten und nicht verhei­ra­te­ten Eltern wird nicht mehr gemacht. Das revi­dierte Unter­halts­recht trat am 1. Januar 2017 in Kraft. Die zustän­dige Behörde muss neu bei einer Schei­dung die Möglich­keit der alter­nie­ren­den Obhut prüfen, sofern dies ein Eltern­teil oder das Kind verlangt. Die alter­nie­rende Obhut ist bislang jedoch noch nicht der Regel­fall.

Fakt II

Seit 1970 gewann der Anteil an Einper­so­nen­haus­hal­ten stark an Bedeu­tung, während Paar­haus­halte mit Kindern prozen­tual an Gewicht verlo­ren. Eben­falls leicht zuge­nom­men haben Paar­haus­halte ohne Kinder.

* Die Prot­ago­nis­tin­nen und Prot­ago­nis­ten der Zeit sind fiktive Figuren. Sie sind bei ihrer Erst­nen­nung durch einen Aste­risk gekenn­zeich­net.