Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
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Die Polizei rückt im Kanton Zürich bis zu 20 Mal pro Tag aus wegen häuslicher Gewalt. Sind auch Sie als Frau zuhause von Gewalt betroffen? Hier finden Sie mögliche Strategien, wie Sie sich verhalten können, wenn Sie: gerade geschlagen wurden oder Angst haben, bald geschlagen zu werden. Auch wenn Kinder mitbetroffen sind.
Situation 1 – Ich wurde geschlagen
Wie verhalte ich mich
- Ich weiss, dass mir die Polizei hilft, wenn ich sie anrufe. (Tel. 117)
- Ich reagiere nicht auf weitere Provokationen meines Partners und lasse mich nicht auf Streit ein. Es kann helfen, wenn ich weiss, wie mein Partner tickt. Vielleicht beruhigt er sich, wenn ich nur noch über unwichtige Alltagsthemen rede. Zum Beispiel über das Wetter oder das Essen. Vielleicht beruhigt er sich, wenn ich nicht mehr mit ihm rede.
- Ich sage nicht, wenn ich an einen sicheren Ort gehen will oder die Polizei anrufe. Mein Partner könnte mich sonst daran hindern, mir den Fluchtweg versperren, mein Handy wegnehmen oder den Ort herausfinden.
- Ich weiss, dass häusliche Gewalt eine gesetzliche Straftat ist. Die Polizei ist vom Gesetz her verpflichtet, mir zu helfen und die Straftat zu verfolgen.
Die Polizei hilft
Die Polizei kann bei Gewalt mit Schutzmassnahmen helfen. Die Schutzmassnahmen kosten nichts und sollen meinem Partner helfen, sich wieder zu beruhigen. Sie gelten für 14 Tage. Dazu gehören:
- Wegweisung. Das heisst: Mein Partner darf meine (unsere) Wohnung oder mein (unser) Haus 14 Tage lang nicht mehr betreten. Auch Gänge, Treppenhaus, Keller, Garten, Garage, Zufahrt usw.
- Betretverbot (auch Rayonverbot). Das heisst: Mein Partner darf bestimmte Strassen oder Quartiere 14 Tage lang nicht mehr betreten. Zum Beispiel auch meinen Arbeitsort oder den Schulweg meiner Kinder.
- Kontaktverbot. Sämtlicher Kontakt ist 14 Tage lang verboten. Auch Telefonanrufe, Nachrichten, Social Media, E-Mails, Briefe, Kontakt über Verwandte usw.
Wie weiter
- Ich schäme mich nicht für die erlittene Gewalt und erzähle anderen, was mein Partner mit mir macht. Ich weiss, dass viele Frauen von Gewalt in der Partnerschaft betroffen sind. Dieses Wissen gibt mir den Mut, darüber zu reden.
- Ich weiss, dass mir die Forensic Nurses helfen. (Tel. 0800 09 09 09) Ihre Hotline ist täglich für mich da, während 24 Stunden 365 Tage im Jahr. Die Forensic Nurses helfen mir kostenlos und dokumentieren die Gewaltspuren an meinem Körper.
- Oder: Ich gehe in ein Spital (Notfallstation), eine Permanence oder in eine Arztpraxis. Ich sage, was passiert ist. Ich lasse mir helfen und bitte um eine gute Dokumentation.
- Ich kann die Gewaltspuren an meinem Körper auch selbst fotografieren. Danach speichere die Fotos sicher ab. Das heisst: Ich schicke sie einer Freundin oder Nachbarin und lösche sie danach. Auch im Ordner Gesendete Fotos.
- Ich hole mir Hilfe. (siehe Adressen weiter unten) Zum Beispiel Beratung bei Opferberatungsstellen, Schutz in einem Frauenhaus oder Rechtsberatung. Hilfe für Opfer von Gewalt ist kostenlos und vertraulich.
Das ist wichtig zu meinem Schutz
- Ich suche mir eine Vertraute an meinem Wohnort. Zum Beispiel meine Nachbarin. Sie ruft die Polizei, wenn sie Schreie hört. Zu ihr kann ich in der Not flüchten.
- Ich sichere Telefonnummern für Hilfe auf meinem Handy (BIF, Frauenhaus, Nachbarn, Freundin usw.). Wenn nötig, gebe ich den Nummern andere Namen. Zum Beispiel den Namen der Schule meiner Kinder oder einer alten Freundin.
- Ich versorge Waffen und Gegenstände, die als Waffen benutzt werden können, an einem verschliessbaren oder sicheren Ort. Zum Beispiel Küchenmesser.
- Ich bringe die Waffe meines Partners ins Zeughaus oder ich informiere die Polizei über den Waffenbesitz.
- Ich packe eine Tasche mit den wichtigsten Sachen. Bei Kindern: auch für die Kinder. Zum Beispiel Ausweise, Geld/Bankkarte, Kleider für ein paar Tage. Ich verstecke die Tasche an einem sicheren Ort.
- Ich habe weiterhin Kontakt zu Nachbarn, Verwandten, Freundinnen.
- Wenn mein Partner droht, sich bei meinem Arbeitsort zu melden, dann informiere ich meinen Arbeitgeber oder eine vertraute Person am Arbeitsplatz. Die Personen helfen mir, wenn er auftaucht, mich abpasst oder mich dort schlechtmacht.
Und meine Kinder?
- Ich sage meinen Kindern, dass sie nicht Schuld an der Gewalt sind.
- Ich sage ihnen, dass ich die Verantwortung dafür trage, mir Hilfe zu holen, und dass ich das auch tun werde.
- Ich nehme die Fragen meiner Kinder ernst und beantworte sie altersgerecht. Wenn sie Fragen stellen, leugne ich nicht, dass der Papa der Mama wehgetan hat. Ich spreche so ruhig und sachlich wie möglich. So verhindere ich Loyalitätskonflikte.
- Ich weiss: Es gibt kostenlose Unterstützung für Kinder, die zuhause Gewalt miterleben mussten. (kokon Zürich, OKey Winterthur)
Wie weiter?
- Ich informiere meine Kinder, bei wem sie sich beim nächsten Mal in Sicherheit bringen können. Ich informiere diese Leute darüber. Ich informiere auch Lehrpersonen oder andere Bezugspersonen meiner Kinder über die Situation, damit sie gut für sie sorgen. Ich sage meinen Kindern, dass ich diese Personen informiert habe.
- Mir ist bewusst, dass meine Kinder viel mitbekommen. Auch wenn sie nicht sehen, was passiert. Entsprechend feinfühlig bin ich mit ihnen.
- Ich sage meinen Kindern nicht im Voraus, dass wir ins Frauenhaus oder an einen anderen sicheren Ort gehen. So belaste ich sie nicht unnötig und es kann ihnen nicht ungewollt eine Information rausrutschen.
Situation 2 – Mein Partner ist aggressiv und schlägt vielleicht bald zu
- Ich schlage vor, dass wir für eine Weile auseinandergehen. So können wir uns beruhigen und das Problem später in Ruhe lösen.
- Ich reagiere nicht auf Provokationen und lasse mich nicht auf Streit ein. Es kann helfen, wenn ich weiss, wie mein Partner tickt. Vielleicht beruhigt er sich, wenn ich nur noch über unwichtige Alltagsthemen rede. Zum Beispiel über das Wetter oder das Essen. Vielleicht beruhigt er sich, wenn ich nicht mehr mit ihm rede.
- Ich sage nicht, wenn ich an einen sicheren Ort gehen will oder die Polizei anrufen werde. Mein Partner könnte mich sonst daran hindern, mir den Fluchtweg versperren, mein Handy wegnehmen oder den Ort herausfinden.
- Ich rufe die Polizei. (Tel. 117) Lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig.
- Wenn ich die Wohnung nicht verlassen kann: Ich ziehe zur Sicherheit mein Halstuch und Halsketten aus, mit denen ich gewürgt werden könnte. Ich verstecke diese Gegenstände.
- Wenn ich nicht fliehen kann, weil mich mein Partner einsperrt oder mir den Weg versperrt: Ich mache Lärm, damit man mich hört und mir hilft. Ich öffne ein Fenster oder die Wohnungstüre und schreie Sätze wie: Hilfe! Ich brauche Hilfe! Ruft die Polizei! Ich werde verprügelt!
Und meine Kinder?
- Ich sage meinen Kindern, dass sie zu den Nachbarn gehen sollen und ich später zu ihnen kommen werde. Ich spreche so ruhig und sachlich wie möglich.
- Wenn sie das Haus nicht verlassen können: Ich sage meinen Kindern, dass sie in ihr Zimmer gehen sollen und ich später zu ihnen kommen werde. Ich sage auch, dass sie sich aus der Situation zwischen mir und meinem Partner heraushalten sollen.
- Später rede ich mit meinen Kindern wie in Situation 1 beschrieben.
Danach mache ich weiter wie in Situation 1 beschrieben. Am wichtigsten ist: Ich hole mir Hilfe. Und ich muss mich für nichts schämen.
Hier bekomme ich Hilfe
Kostenlose und vertrauliche Beratung und Unterstützung
- BIF – Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft
- opfer beratung zürich – Fachstelle der Stiftung Opferberatung
- Opferhilfe Schweiz
- kokon – Beratungsstelle für Kinder und Eltern von Kindern, die Gewalt miterlebt haben (Zürich)
- OKey – Beratungsstelle für Kinder und Eltern von Kindern, die Gewalt miterlebt haben (Winterthur)
- Opferberatung des Kinderspitals Zürich
- onlineopferberatung.ch
- with-you.ch – gemeinsam gegen toxische Beziehungen und Gewalt
Unterstützung für Männer als Opfer von Bedrohung und Gewalt
Sie sind als Mann oder Vater zuhause von Gewalt betroffen? Bitte zögern auch Sie nicht, Unterstützung zu holen. Wir alle brauchen Hilfe bei Gewalt.
- Viele der oben genannten Fachstellen helfen Ihnen. Unterstützung speziell für Männer finden Sie bei der opfer beratung zürich.
- Für Männer und Väter mit Kindern, die wegen einer Trennung oder häuslicher Gewalt aus der Bahn geworfen werden und einen vorübergehenden, geschützten Aufenthalt benötigen, bietet der Verein ZwüscheHalt Begleitung und Unterkunft.
Frauenhäuser in Zürich und der Schweiz
- Frauenhaus Zürich Violetta
- Frauenhaus Winterthur
- Frauenhaus Zürcher Oberland
- Frauenhäuser Schweiz
Frauenhäuser bieten neben Beratung auch Schutz und Unterkunft.
Recht, Anzeigen, Strafen
Mehr zur Polizei
- Stopp Häusliche Gewalt – Informationen und Kampagne
- Polizeiposten – Kantonspolizei Zürich
- Regionalwachen – Stadt Zürich
- Weitere Beratungsstellen
Die Verhaltensvorschläge wurden in Zusammenarbeit mit der BIF Beratungsstelle für Frauen gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft erstellt. Die BIF ist eine vom Kanton Zürich gemäss Opferhilfegesetz anerkannte Beratungsstelle und Teil der Opferhilfe Zürich.