Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-Beratungsangebot«Wir möchten unsere Tochter (8 Mt.) nicht meiner Schwiegermutter anvertrauen. Wie sollen wir uns verhalten?»
Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Experten-Team unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Mein Mann und ich haben ein sehr distanziertes Verhältnis zu seiner Mutter. Sie hat unsere Tochter (8 Mt.) bereits im Spital gehalten, was für mich viel zu früh war. Im Spital, während des Wochenbetts und auch danach ist sie jeweils mit unserer Tochter im Arm von mir weggelaufen und hat sie später nur mit Mühe zurückgegeben. Meine Schwiegermutter hat sie auch gerne anderen Personen zum Halten angeboten und teilweise selbst bestimmt, wann sie unsere Tochter zu sich nimmt.
Als mein Mann und ich uns nach dem Wochenbett eine kurze, generelle Besuchspause wünschten, konnte meine Schwiegermutter dies nur schlecht akzeptieren. Auch als unsere Tochter bei einem Besuch sehr quengelig war und ich es für besser hielt, sie bei mir zu behalten, stiess dies bei ihr auf wenig Verständnis. Bei einem Telefonat erklärte ihr mein Mann, dass es für uns aufgrund solcher Situationen nicht einfach ist, ihr unsere Tochter zum Halten zu geben. Sie akzeptierte dies, stritt jedoch ab, sich so zu verhalten.
Mein Mann und ich sind uns nun unsicher, wie wir uns verhalten sollen. Was empfehlen Sie?
Liebe Familie
Ihrer ausführlichen Anfrage entnehme ich, dass das Thema Sie sehr beschäftigt und verunsichert. Gerne gehe ich auf Ihre Frage ein.
Die Geburt eines Kindes wird häufig als Chance gesehen, brüchige Beziehungen in der erweiterten Familie zu kitten. Leider funktioniert das nur in den seltensten Fällen. Damit es nicht zu Situationen kommt, wie von Ihnen beschrieben, ist eine offene, respektvolle Aussprache unter den Erwachsenen unumgänglich.
Sie schildern, dass Sie bereits vor der Geburt Ihrer Tochter ein distanziertes Verhältnis zur Schwiegermutter hatten. Das löst sich nicht einfach auf. Dazu kommt, dass Grosseltern oftmals einen regelmässigen Kontakt zu ihren Enkeln wünschen. Tatsächlich haben Sie als Eltern die Verantwortung für Ihre Tochter und ihr Wohlergehen und dafür stehen sie ein. Hilfreich könnte sein, an einen Tisch zu sitzen und die Wünsche und Bedürfnisse aller beteiligten Erwachsenen zu besprechen und einen neuen Umgang miteinander zu finden.
Noch ein Blick auf das Entwicklungsalter Ihrer Tochter: Sie benötigt in neuen oder ungewohnten Situationen ihre vertrauten Bezugspersonen, damit sie sich wohlfühlen und Neugierde zeigen kann. Manchmal braucht es Zeit, dass sich Ihre Tochter einer anderen Person zuwenden kann. Bleibt sie zum Beispiel solange auf Ihrem Arm oder dem ihres Vaters, bis sie sich aktiv einer anderen Person zuwendet (Blickkontakt, ausgestreckte Ärmchen, lächeln), können der Kontakt und der Beziehungsaufbau gelingen und für alle unbeschwerter erlebt werden. Es wäre denkbar, dass die Person mit Ihrer Tochter auf dem Arm von Ihnen weggeht, um ihr zum Beispiel Dinge zu zeigen oder um (in der Nähe) mit ihr zu spielen. Zeigt Ihre Tochter, dass sie wieder zurück möchte, ist es wichtig, dass dieses Bedürfnis ernst genommen und erfüllt wird. Auf diese Weise steht einer guten Beziehung zu anderen Personen nichts im Wege. Zudem erweitert sich das Netz ihrer Kernfamilie (Vater, Kind, Mutter) um vertraute Bezugspersonen.
Ich wünsche Ihnen ein gelingendes Gespräch und viele schöne Begegnungen.
Monika van Berkum- Ehni (Mütter- und Väterberaterin) und das kjz Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».