Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
Zum kjz-BeratungsangebotMütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Fachteam unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Aufgrund ihres Verhaltens vermuten wir, dass unsere dreijährige Tochter hochsensibel ist. Sie reagiert zum Beispiel in fremder Umgebung stark auf laute Geräusche und wirkt verängstigt.
Ab und zu besuchen wir Orte, wo auch andere Kinder sind, um ihr positive Erlebnisse zu ermöglichen. Sie will jeweils rasch nach Hause und es gelingt mir nicht, sie zu beruhigen. Ich entspreche dann ihrem Wunsch, fühle mich aber traurig, weil die anderen Kinder bleiben, nur wir nicht.
Nun steht der Beginn der Kita an und es drängen sich uns Eltern ein paar Fragen auf:
- Wie sollen wir sie vorbereiten?
- Wie sollen wir auf ihre Ängste reagieren?
- Wie sollen wir mit unseren Gefühlen umgehen?
- Wie offen sollen wir zum Kita-Team sein? Es gibt ja Angelegenheiten, die ausserhalb der Familie niemand zu wissen braucht.
Können Sie uns weiterhelfen?
Liebe Eltern
Ihre Beschreibung zeigt eindrücklich den Balanceakt zwischen Ihren Bedürfnissen und denen Ihrer Tochter. Dass Ihre Tochter empfindlich auf Lärm reagiert und sich oft zurückziehen möchte, könnte auf Hochsensibilität hindeuten. Hochsensibilität ist allerdings keine medizinische Diagnose – also kein «Zustand», der behandelt werden muss –, sondern beschreibt lediglich ein individuelles Temperament.
Wenn Sie sich Sorgen machen: Beobachten Sie Ihr Kind weiterhin aufmerksam und ziehen Sie bei Bedarf eine Kinderärztin oder einen Kinderpsychologen hinzu. Diese Fachpersonen können dabei helfen, Hochsensibilität zu erkennen und aufzeigen, wie Sie die Umgebung an die Bedürfnisse Ihrer Tochter anpassen können.
Verständnis sowie Anpassung der Umgebung sind denn auch entscheidend für die Eingewöhnung in die Kita. Für hochsensible Kinder kann dieser Schritt herausfordernd sein – aber durchaus gelingen, wenn Eltern und Kitapersonal genügend Zeit und Geduld aufbringen. Teilen Sie dem Kita-Team also unbedingt mit, was Ihrem Kind Sicherheit gibt und wie es auf Stress reagiert. Nur so kann es optimal begleitet werden.
Zum Kita-Start: Bereiten Sie Ihre Tochter vor, indem Sie die Kita vorab gemeinsam erkunden. Vielleicht kann sie bereits ein Kuscheltier oder Tuch mitnehmen, das vor Ort bleibt und dort auf sie wartet. Solche Massnahmen schaffen Vertrauen und Sicherheit. Die Eingewöhnung sollte sich stets nach dem Tempo des Kindes richten, indem Trennungszeiten behutsam eingeführt und verlängert werden. Achten Sie zudem darauf, dass Ihre Tochter in der Kita einen ruhigen Rückzugsort hat, falls es ihr zu viel wird.
Auch zu Hause sind Ruhephasen wichtig. Ihre Tochter wird wahrscheinlich Zeit brauchen, um die Eindrücke aus der Kita zu verarbeiten. Eine entspannte Umgebung hilft ihr dabei.
Am Ende zählt jedoch Ihr Bauchgefühl. Wie doch Albert Einstein schon sagte: «Das einzig wirklich Wertvolle ist die Intuition.» Hören Sie darauf! Wenn Sie während oder nach der Eingewöhnung ein ungutes Gefühl haben, können Sie andere Betreuungsoptionen prüfen, zum Beispiel eine Tagesmutter oder eine Spielgruppe.
Ich wünsche Ihnen viel Mut, Vertrauen in Ihre Tochter – und in Ihre Intuition!
Ursina Ehrensperger (Erziehungsberaterin, Psychologin) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».