kjz-Sprechstunde

«Warum weint unsere Tochter (2) beim Abschied in der Kita?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz-Team
Unsere zwei­jäh­rige Tochter ist ein aufge­weck­tes Kind. Sie scheut nicht den Kontakt zu Kindern und Erwach­se­nen, wenn wir dabei sind. Doch wenn wir sie in die Kita bringen, weint sie oft. Das macht uns allen den Abschied sehr schwer. Die Betreue­rin­nen versi­cher­ten uns, dass unsere Tochter von anderen Kindern nicht gehän­selt oder ausge­stos­sen wird. An was könnte es dann liegen und wie können wir ihr helfen?
Familie B.

Liebe Familie B.

Aufge­weckt und kontakt­freu­dig zu sein, ist eine gute Voraus­set­zung dafür, dass Freude am Kita-Alltag wachsen kann. Zwei­jäh­rige lieben es zuneh­mend, gemein­sam zu spielen, andere Kinder zu treffen und zu beob­ach­ten. Sie erler­nen dadurch ihr sozia­les Leben.

Der Eintritt in die Kita bedeu­tet eine grös­sere Verän­de­rung. Damit die neue Umge­bung und die Abläufe erkun­det sowie neue Bezie­hun­gen wachsen können, braucht es Zeit und Geduld.

Folgende Punkte können helfen, den Über­gang gut zu meis­tern:

  • eine posi­tive Grund­ein­stel­lung der Eltern gegen­über den neuen Bezugs­per­so­nen und der Einrich­tung; eine Grund­ein­stel­lung, die dem Kind zu verste­hen gibt: «Alles wird gut»
  • das Wissen, dass Loslas­sen ein immer­wäh­ren­der Prozess ist, der Übung und Vertrauen voraus­setzt
  • eine gut geplante zwei­wö­chige Einge­wöh­nungs­zeit mit dem Kind, den Eltern als «siche­rer Hafen» und einer konstan­ten Bezugs­per­son aus der Kita; dazu die Flexi­bi­li­tät, die Einge­wöh­nung bei Bedarf zu verlän­gern
  • eine wohl­wol­lende und ehrli­che Kommu­ni­ka­tion zwischen Betreu­en­den und Eltern, und die Bereit­schaft, gemein­sam mit dem Kind ein neues Bezie­hungs­drei­eck entste­hen zu lassen

Das Weinen kann bedeu­ten, dass Sie zu Ihrem Kind eine trag­fä­hige Bindung aufbauen konnten und es beim Verab­schie­den noch etwas Zeit benö­tigt. Zudem zeigt die Mehr­heit der Kinder in diesem Entwick­lungs­ab­schnitt starke Emotio­nen, wenn sich die Eltern von ihnen verab­schie­den. Hier könnte ein Abschieds­ri­tual, z. B. mit einem Über­gangs­ob­jekt oder einer vertrau­ten Geste helfen. Nehmen Sie sich nach dem Abschied die Zeit, sich noch­mals bei den Betreu­en­den zu melden, um nach­zu­fra­gen, ob sich das Kind beru­hi­gen konnte.

Helfen könnte auch, wenn Sie die langen Kita-Tage anfäng­lich etwas abkür­zen, indem Sie Ihr Kind am Morgen erst um 9 Uhr bringen und es bereits am späte­ren Nach­mit­tag wieder abholen.

Einige Kinder begrüs­sen eine häufi­gere Frequenz der Kita-Besuche. Das heisst, es fällt ihnen leich­ter, zweimal anstatt nur einmal pro Woche eine Kita zu besu­chen. Im Wochen­rhyth­mus erschei­nen dem Kind die Abstände zwischen den Besu­chen manch­mal zu lang. Dies ist aber von Kind zu Kind verschie­den und bedarf einer genauen Beob­ach­tung und Abklä­rung.

Denise Bossard (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».