Fragen zur Erziehung und Entwicklung Ihrer Kinder und zum Familienalltag? Die Fachleute unserer Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) beraten Sie gern.
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Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei grösster Elternliebe froh um ein bisschen Unterstützung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erziehung weiss das Fachteam unserer kjz-Sprechstunde Rat. Kompetent, anonym und unkompliziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!
Liebes kjz
Wie reagieren, wenn beide Töchter (3½ und 2) um den Platz beim Mami kämpfen? Vor allem die ältere Tochter ist es sich gewohnt, dass ich für sie da bin, wenn sie aufwacht (morgens, nachmittags und immer noch mehrmals nachts), und mit ihr kuschle. Seit die zweite Tochter auf der Welt ist, geht das natürlich nicht mehr jedes Mal, da die Kleine auch zu mir will, wenn sie wach ist. Daraus ist irgendwie ein Machtkampf um mich entstanden. Das Kind, das schon bei mir ist, klammert sich an mir fest und das andere tobt und schreit am Boden. Meistens gibt nach einiger Zeit die Jüngere nach und geht zum Papi, wobei auch er nicht immer verfügbar ist. Ich versuche immer, ruhig zu bleiben und zu erklären, dass ich mich nicht aufteilen kann. Aber beide wollen immer nur allein bei mir sein. Ansonsten spielen die zwei sehr schön zusammen und die Grosse schaut auch gut für die Kleine.
Liebe Familie
Mit der Geburt eines zweiten Kindes sind Eltern mit neuen Fragen konfrontiert, u. a.auch mit der Frage, was «gerecht» ist; wer braucht wann was genau und wie schafft man es, den Bedürfnissen der Kinder und sich selbst gerecht zu werden? Diese Fragen können im Familienalltag eine grosse Herausforderung sein, da selten alle Bedürfnisse gleichzeitig erfüllt werden können.
Es ist schön, dass Ihre Töchter grundsätzlich einen guten gemeinsamen Boden haben, gerne miteinander spielen und aufeinander achtgeben. Das ist im Alter Ihrer Töchter nicht selbstverständlich und wichtig, dass Sie dies wahrnehmen. Indem Sie den Fokus immer wieder auf diese schönen Momente richten, gelingt es Ihnen auch einfacher, mit den alltäglichen Herausforderungen umzugehen.
Ein paar Gedanken:
- Die kleinen und grossen Übergänge im Leben sind sensible Momente, in denen Kinder Sicherheit und Stabilität von aussen benötigen. Das Aufwachen aus dem Schlaf ist ein solcher Übergang. Lange war es genau richtig und wichtig, Ihre ältere Tochter in diesem Übergang zu begleiten. Wie ist es heute, braucht sie die Begleitung in dieser Form noch? Oder ist daraus womöglich ein liebgewonnenes Ritual geworden? Vielleicht können Sie eine andere Variante das Aufwachens finden, zum Beispiel ein wenig Musik oder ein kurzes Hörspiel hören.
- Weiter können Sie versuchen, täglich gemeinsam einen Zeitpunkt zu finden, an dem Ihre Tochter Sie für sich alleine hat. Die Gestaltung dieser Zeit darf Ihre Tochter wählen. Wichtig ist: Haben Sie viel Spass miteinander. So füllen Sie den «Mamitank» Ihrer Tochter auf.
- Ihre jüngere Tochter braucht diese Exklusivzeit natürlich ebenso. Häufig reichen schon 10-15 Minuten täglich. Organisatorisch einfacher wird es, wenn das andere Mädchen zu diesem Zeitpunkt von einer weiteren Person betreut wird.
Wenn es wieder Streit um Sie gibt, können Sie diesen wie folgt moderieren: Spiegeln Sie Ihren Töchtern, was Sie wahrnehmen. Verpacken Sie dies in Fragen, die Ihre Töchter mit «Ja» beantworten können. Zum Beispiel: «Du brauchst mich gerade einen Moment für dich alleine. Ist das richtig?» Ihre Tochter kann mit Ja antworten. Ihrer jüngeren Tochter stellen Sie eine ähnliche Frage. So entsteht eine «Ja-Stimmung» und Ihre Töchter hören von Ihnen, was die andere braucht. Ich kann nicht einschätzen, wie viel Ihre jüngere Tochter bereits spricht, aber mit einem Ja oder Kopfnicken kann sie vermutlich antworten.
Der nächste Schritt ist es, gemeinsam eine Lösung zu finden: «Was schlagt ihr vor, wie wir das am besten lösen?» Kinder sind oft sehr kreativ in ihren Vorschlägen. Lassen Sie sich überraschen. Auf diesem Weg lassen sich im Übrigen viele Konflikte moderieren und mit der Zeit schneller lösen. So erfahren Ihre Kinder Selbstwirksamkeit und lernen Empathie. Ihnen nimmt es den Druck, sich für ein Kind entscheiden zu müssen, und die Frage, was gerecht ist, wird gemeinsam angegangen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und innere Gelassenheit auf Ihrer weiteren gemeinsamen Familienreise und lade Sie bei weiteren Fragen gerne in die Mütter- und Väterberatung ein.
Wibke Enderli (Mütter- und Väterberaterin) und das kjz-Team
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Haben Sie eine Frage zur Erziehung, zum Zusammenleben in der aktuellen Situation oder ganz allgemein zum Familienleben? Das kjz-Team beantwortet regelmässig Fragen in der «kjz-Sprechstunde».