Trockenwerden – Eltern erzählen

Frühes Trockenwerden durch Abhalten und Stoffwindeln

Alle Kinder sind eines Tages ohne Windeln. Nur, wie gelan­gen sie dahin? In dieser Reihe erzäh­len Eltern, wie sie das Thema Trocken­wer­den ange­gan­gen sind.

Ein Erfah­rungs­be­richt von Lorena Fisler*

Ich bin eine Person, die gerne viel liest. Vor der Geburt meiner beiden Töchter Lucy und Malena habe ich mich deshalb über alles Mögli­che infor­miert. Dabei erschreckte mich, wie viele Chemi­ka­lien in Wegwerf­win­deln drin stecken, die ja dann so einen Kinder­popo stun­den­lang umgeben. So infor­mierte ich mich über Stoff­win­deln und stiess bald einmal auf windel­freie Erzie­hung. Dieser Ansatz leuch­tete mir ein, da es doch biolo­gisch gesehen im Inter­esse von Kind und Mutter liegt, das eigene «Nest» oder eben die Mutter nicht lange zu nässen. Ich sah aber ein, dass die konse­quente Umset­zung davon heut­zu­tage nicht einfach ist – die Eltern tragen ihre Kinder ja nicht mehr immer bei sich und spätes­tens wenn beide Eltern­teile arbei­ten gehen, wird es schwie­rig. Komplett windel­frei zu erzie­hen war uns deshalb eine Schuh­num­mer zu gross – wir wollten einen Misch­masch machen.

Mischung aus Stoff­win­deln und Abhal­ten

Wir benütz­ten Stoff­win­deln, achte­ten uns aber von Anfang an auf Anzei­chen von Pipi und Kaka. So gut gelun­gen ist uns das aller­dings nicht, weshalb wir auf das Abhal­ten kamen. Dabei hält man das Baby mit dem Rücken zu sich über das WC, das Wasch­be­cken oder Ähnli­ches. Ich weiss nicht, ob das an der Haltung liegt, aber es war erstaun­lich, wie zuver­läs­sig jeweils buch­stäb­lich etwas «raus­ge­schos­sen» kam.

Ab da hielten wir unsere Kinder bei jedem Windel­wech­seln ab, was mit den Stoff­win­deln unge­fähr alle zwei Stunden der Fall war. Zuhause machten wir das meis­tens über dem Wasch­be­cken. Je nachdem, wo wir gerade waren, waren die Orte auch etwas krea­ti­ver, beispiels­weise über einer Wiese, einem WC oder einem Eimer. Mit unserer ersten Tochter Lucy klappte das erstaun­lich gut, sie machte prak­tisch nie Kaki in die Windeln. Das machte das Windel­wa­schen natür­lich sehr entspannt.

Inter­esse am Töpf­chen: unter­schied­lich

Als sie etwas grösser waren und sitzen konnten, setzten wir sie dann beim Wickeln für einen Moment aufs Töpf­chen. So konnten sie dieses kennen­ler­nen. Lucy fand das Töpf­chen sehr inter­es­sant und sass immer gerne drauf. Sie wurde dann auch sehr schnell trocken. Mit einein­halb Jahren kam eine Phase, bei der wieder mehr in die Windeln ging, aber mit unge­fähr zwei Jahren war sie trocken, auch in der Nacht.

Bei der klei­ne­ren Malena war es etwas anders. Sie hatte starke Windel­der­ma­ti­tis, sowohl mit Stoff- als auch Wegwerf­win­deln. Umso mehr gaben wir uns Mühe, sie so selten wie möglich in nassen Windeln sitzen zu lassen und sie immer abzu­hal­ten beim Wickeln. Das funk­tio­nierte auch bei Malena gut, nur das Töpf­chen inter­es­sierte sie über­haupt nicht, das konnte ich ihr noch so oft schmack­haft machen.

Über­brückt mit Hosen­win­deln

Weil sie ein biss­chen mehr Baby­speck hatte als Lucy, passten ihr dann auch schon vor zwei­jäh­rig die Stoff­win­deln nicht mehr. Da wir nicht eine ganze Serie grös­sere Stoff­win­deln kaufen wollten, stell­ten wir für den Schluss schliess­lich doch noch auf Wegwerf­win­deln um. Wir kauften aller­dings die Hosen­win­deln, die man runter- und wieder hoch­zie­hen kann. So konnten wir ihr auch zwischen­durch das WC anbie­ten. Malena hatte daran aber selten Inter­esse.

Doch trotz­dem, mit zwei­ein­halb Jahren lief auch Malena zuhause in der Regel ohne Windeln herum. Heute, mit fast drei Jahren, trägt sie nur noch in der Nacht welche. Manch­mal vermute ich, sie möchte die Windeln nur deshalb noch behal­ten, damit sie nicht gleich nach dem Aufste­hen mit mir Pipi machen muss und den Morgen gemüt­lich angehen kann. Denn eigent­lich kann sie es lange zurück­hal­ten und sie könnte auch in der Nacht alleine aufs WC gehen. Ich finde aber, sie darf entschei­den, ob sie bald einmal etwas daran ändern möchte oder nicht.

Es funk­tio­nierte auch auswärts

Ich blieb bei beiden Kindern nach der Geburt ein halbes Jahr lang zuhause und begann danach 40% zu arbei­ten, während mein Mann im Voll­zeit­pen­sum arbei­tete. Die Tages­mut­ter bei Lucy und die Kita bei Malena machten beide mit bei den Stoff­win­deln. Wir gaben aller­dings zur Sicher­heit jeweils Papier­ein­la­gen zum Wegwer­fen mit.

Dem Ansatz mit dem Töpf­chen stand die Tages­mut­ter zuerst skep­tisch gegen­über. Sie war dann aber erstaunt, wie gut es funk­tio­nierte. Vermut­lich bot sie es nicht jedes Mal an, trotz­dem klappte es bei uns zuhause damit aber weiter­hin gut. In der Kita erzähl­ten wir von unserem Vorge­hen, baten aber nur darum, es allen­falls ebenso zu machen, wenn es die Kapa­zi­tät gerade zulas­sen sollte.

Für uns stimmte der Mix

Rück­bli­ckend würden wir wohl gleich vorge­hen und die Mischung beim Vorge­hen auch weiter­emp­feh­len. Für Säug­linge gäbe es zum Abhal­ten beson­dere blumen­to­pf­ähn­li­che Gefässe, wir benutz­ten aber jeweils das Wasch­be­cken, solange es noch Mutter­milch­stuhl war, und später das WC. Das Gefäss ist sicher Geschmacks­sa­cke, aber es empfiehlt sich, ein grös­se­res zu nehmen. Sonst muss man gut zielen können – der Druck ist beim Austre­ten schon erstaun­lich.

Ob das Ganze aber funk­tio­niert, ist sicher auch vom Charak­ter der Kinder abhän­gig. Obwohl wir bei beiden gleich begon­nen haben, verlief es ja doch recht unter­schied­lich. Aber so wie es verschie­dene Menschen gibt, gibt es wohl auch hierbei verschie­dene Wege.

Stoff­win­deln haben ihren Preis, gerade auch wenn man beispiels­weise für eine ganze Woche Ferien genü­gend Vorrat haben will. Aber man könnte diese auch über Bekannte oder das Inter­net auslei­hen und sobald man sie wieder­ver­wer­tet, sieht auch deren Ökobi­lanz besser aus. Auch muss man sie oft waschen. Doch für mich war es ange­neh­mer, den Inhalt einer Stoff­win­del ins Klo zu kippen und diese danach auszu­wa­schen. Die Wegwerf­win­deln samt Füllung eine Woche lang auf dem Balkon zu haben, das stinkt doch mindes­tens so stark, aber das ist wohl Ansichts­sa­che.

Wie es ganz windel­frei funk­tio­niert, bleibt mir aller­dings ein Rätsel. Mein Mann erzählte mir, dass in China das kurze Austre­ten der Kinder zum Alltag gehöre und nicht verpönt sei, selbst wenn es im Super­markt sein müsse. Bei uns würde das wohl kaum gut geheis­sen und sobald es nicht mehr das erste Kind ist, hat man ja gerade in der Anfangs­phase auch viel weniger Zeit zum Beob­ach­ten. Unsere Mischung aus windel­frei und Sicher­heit stimmte daher so für uns.

* Name geän­dert

Drei Empfeh­lun­gen von kjz-Exper­tin Linda Klein

  1. Zeit­punkt und Dauer des Trocken­wer­dens sind sehr indi­vi­du­ell. Den rich­ti­gen Zeit­punkt gibt es nicht, höchs­tens einen falschen; dann nämlich, wenn mehrere Anfor­de­run­gen auf einmal für das Kind zusam­men­kom­men (Umzug, Krip­pen­wech­sel, neues Geschwis­ter etc.).
  2. Zwischen einein­halb bis fünf Jahren ist alles möglich, aufgrund des Kinder­gar­ten­ein­tritts wird es aller­dings meist vor fünf­jäh­rig zum Thema.
  3. Das Wich­tigste ist, dass das Kind ohne Druck trocken werden kann.