In Bücherwelten eintauchen

Was Andrea Vetsch, Tranquillo Barnetta und Big Zis zuhause vorlesen

Am Schwei­zer Vorle­se­tag 2022 machten sich die Fern­seh­mo­de­ra­to­rin Andrea Vetsch, der ehema­lige Nati-Kicker Tran­quillo Barnetta und die Rappe­rin Big Zis als Botschaf­te­rin­nen und Botschaf­ter stark für das Vorle­sen bei Kindern. Wir haben sie gefragt: Was, wie und warum lest ihr euren Kindern gerne vor?

So wie die drei enga­gie­ren sich jedes Jahr im Mai zahl­rei­che Botschaf­te­rin­nen und Botschaf­ter für den Schwei­zer Vorle­se­tag.


Was lesen Sie Ihren Kindern im Moment vor?
Andrea Vetsch: «Die Rote Zora», ein Buch, das mir meine Mutter einst vorge­le­sen hat und zu meinen Lieb­lings­ge­schich­ten gehört. Ich kann mich gut erin­nern, wie wir selbst als Bande der Roten Zora stun­den­lang im Wald unter­wegs waren und wilde Aben­teuer erlebten.
Tran­quillo Barnetta: Meine Kinder mögen gerade «Bobo der Sieben­schlä­fer» beson­ders gerne. Eine einfa­che Geschichte, doch insbe­son­dere vor dem Einschla­fen stimmt sie für beide, da sie nicht mehr gross anregt oder aufwühlt.
Big Zis: Die Gebrü­der Löwen­herz.

Wo lesen Sie gerne vor?
Andrea Vetsch: Unser Lieb­lings­ort zum Vorle­sen ist das Bett. Wir richten uns gemüt­lich ein, mit einer Tasse Tee für mich und einer Tasse Milch für meine Tochter. Es ist quasi unser Abendritual.
Tran­quillo Barnetta: Vor dem Schla­fen­ge­hen darf bei uns abwechs­lungs­weise ein Kind ein Buch auswäh­len. Ich mag diese Stim­mung, wie in einer kusche­li­gen Höhle, in der nur noch ein kleines Licht brennt. Tags­über lesen wir oft auf dem Sofa, zum Beispiel als kurze Verschnauf­pause nach aufre­gen­dem Spielen oder nach dem Mittag, wenn die Kinder keinen Mittags­schlaf mehr machen. Es muss eine gemüt­li­che Atmo­sphäre sein, das ist das Wichtigste.
Big Zis: Am Bett der Kinder.

Für mich bedeu­tet Vorle­sen, Zeit eins zu eins mit dem Kind zu verbrin­gen.

Tranquillo Barnetta

Warum lesen Sie Ihren Kindern vor?
Andrea Vetsch: Vorle­sen fördert die Sprach­ent­wick­lung, die Phan­ta­sie, aber auch die Empa­thie. Vorle­sen schafft Nähe und Vertraut­heit, nimmt einen mit in andere Welten und ist Ausgangs­punkt für Gesprä­che und Gedan­ken.
Tran­quillo Barnetta: Für mich bedeu­tet Vorle­sen, Zeit eins zu eins mit dem Kind zu verbrin­gen. Das fühlt sich anders an, als wenn wir zum Beispiel später wieder als ganze Familie am Esstisch sitzen. Ich finde es ein gutes Hilfs­mit­tel für den Bezie­hungs­auf­bau, es bringt beiden etwas, ich geniesse das auch. Vorle­sen hilft aber auch beim Herun­ter­fah­ren nach aufre­gen­den Tagen.
Bis Zis: Ich habe das früher sehr gerne gemacht. Heute fragen mich die Kinder manch­mal, ob ich wieder einmal vorlese.

Was zeich­net Ihren Vorle­se­stil aus?
Andrea Vetsch: Kinder mögen es natür­lich beson­ders, wenn die Geschich­ten sorg­fäl­tig into­niert werden. Begovic spricht anders als die Rote Zora, die grauen Männer anders als Momo. Das erzeugt Span­nung und lässt die Kinder noch mehr in die Geschichte eintau­chen. Abge­se­hen davon ist es auch für mich eine will­kom­mene Heraus­for­de­rung. 
Tran­quillo Barnetta: Ich merke, wie mir das Vorle­sen immer leich­ter fällt, je besser ich die Geschichte kenne. Dann versu­che ich, mehr und mehr zu vari­ie­ren, um das Ganze span­nen­der zu gestal­ten. Ich beziehe die Kinder auch gerne mit ein, zum Beispiel bei Reimen liebt es der Grös­sere, die Reime zu ergän­zen. Liest man regel­mäs­sig vor, merkt man, was den Kindern gefällt und was weniger gut ankommt. Ich glaube aber, die gemein­same Zeit ist viel wich­ti­ger als die Art, wie man vorliest.

An dieses Gefühl kann ich mich bis heute erin­nern.

Andrea Vetsch

Welche Kind­heits­er­in­ne­run­gen haben Sie selbst an das Vorle­sen?
Andrea Vetsch: Meine Mutter las mir und meinem Bruder regel­mäs­sig vor. Und zwar bis weit in die Primar­schule. Auch dann, als wir schon selbst Bücher lasen. Es war stets ein Moment der Nähe, der Vertraut­heit, des Wohl­füh­lens. An dieses Gefühl kann ich mich bis heute bestens erinnern.
Tran­quillo Barnetta: Das war noch eine andere Zeit, ich erin­nere mich vorwie­gend an meine Mutter, die uns vorge­le­sen hat. Vor allem an Globi und Papa Moll. Heute kommen beim Vorle­sen auch manch­mal bei anderen Büchern Kind­heits­er­in­ne­run­gen hoch.
Bis Zis: Keine. Ich erin­nere mich, dass ich Comic ange­schaut habe. Dabei habe ich mir die Geschich­ten ausge­dacht, welche die Bilder erzäh­len. Dann erin­nere ich mich, wie ich selber ganz ganz viel gelesen habe. Eine Lese­ratte!