Keine Zeit mehr für mich

Wie gehen andere berufstätige Eltern mit Zeitnot und Stress um?

Manch­mal sind die Belas­tun­gen mit Job und Familie gross, die Nerven ange­spannt. Zeit zum Abschal­ten bleibt aber kaum. Berufs­tä­tige Eltern erzäh­len, wie sie zu priva­ten Minuten kommen, und wie sie verhin­dern, dass Stress und Streit vorpro­gram­miert sind.


Arbeit und Familie sind verein­bar, aber nicht immer komplett stress­frei. Und in manchen Momen­ten mag auch alles einmal schlicht nicht machbar wirken. Da wüsste man manch­mal gerne, wie das andere machen. Berufs­tä­tige Eltern geben Einblick in ihre Lösun­gen. Viel­leicht sind die einen oder anderen Ansätze neu und eine Über­le­gung wert? Zumin­dest zeigen sie eines: Auch andere sind gezwun­gen, Lösun­gen zu finden.

Hobby muss warten – keine Zeit mehr für mich

Arbeit und Familie sind zwei Karrie­ren. Wo und wie bleibt da noch Zeit übrig?

E-Velo: Ich habe mir ein E-Velo gekauft. Das braucht zwar etwas länger als mit ÖV, so bewege ich mich aber fast zwei Stunden am Tag an der frischen Luft, das tut gut. (Chemi­ker)

Fitness-App: Die Zeit ist knapp, das ist so. Da ich nicht mehr zweimal pro Woche ins Fitness­cen­ter gehen kann, betreibe ich nun Sport zu Hause mithilfe einer Fitness-App. Eine Alter­na­tive wäre ein Fitness­cen­ter mit Betreu­ungs­an­ge­bot, dann hätte ich aber ein schlech­tes Gewis­sen. (Medi­zi­ni­sche Praxis­as­sis­ten­tin)

Ich-Tage: Mein Partner und ich orga­ni­sie­ren uns beide ab und zu einen Ich-Tag. An diesem Tag machen wir, was immer wir möchten, Haupt­sa­che alleine. Der Tag ist selten, aber wert­voll. (Ökono­min)

Abma­chung vor der Geburt: Meine Part­ne­rin machten noch vor der Geburt unserer Kinder ab, dass wir Hobbys, die uns wichtig sind, weiter­hin ausüben dürfen. So gehe ich fast jedes zweite Wochen­ende an Hand­ball­spiele. Manch­mal habe ich jedoch ein schlech­tes Gewis­sen und wünschte, meine Part­ne­rin hätte umge­kehrt ähnlich verbind­li­che Termine nur für sich selbst. (Land­schafts­ar­chi­tekt)

Abwech­selnd und konse­quent einpla­nen: Wir teilen uns auf: Ich gehe heute zwei Stunden aufs Velo, dann kannst du am nächs­ten Tag zwei Stunden etwas unter­neh­men. Das muss man aber wirk­lich konse­quent durch­zie­hen. (Infor­ma­ti­ons­spe­zia­list)

Mittags­pause oder Heimweg nutzen: In meinem Lebens­lauf steht schon lange unter Frei­zeit «Unter­neh­mun­gen mit der Familie». Für Hobbys finde ich nur selten Zeit. Als Ausgleich nutze ich zwischen­durch die Mittags­pause zum Joggen oder ich laufe nach der Arbeit nach Hause und höre Podcasts. Das lässt mich abschal­ten. (Sozio­loge)

Ein fixer freier Abend pro Woche: Wir haben es so gelöst, dass wir je einen fixen Abend in der Woche «frei» haben. An diesem Abend kann ich planen, was ich möchte und mein Partner passt auf unseren Sohn auf. Bei allem Weite­ren schauen wir, dass wir uns hie und da je etwas Zeit raus­neh­men können und uns dabei die Waage halten. Einige Hobbys kommen dennoch zu kurz, aber dieser Kompro­miss lässt sich kaum vermei­den. (Unter­neh­mens­be­ra­te­rin)

Stress und Streit

Gestresst von der Arbeit, Stress mit der Betreu­ung oder ganz einfach inner­li­cher Stress – wie geht Ihr damit um?

Alleine schla­fen: Wenn jemand ange­schla­gen oder im Stress war, war es für uns absolut heilsam, zwischen­durch eine Nacht alleine und garan­tiert unge­stört auf dem Sofa­bett im Wohn­zim­mer zu schla­fen. Vor allem als unser Sohn noch sehr klein war. (Metall­bauer)

Konflikte nicht verschlep­pen: Wenn, dann hole ich den Stress eher vom Büro in die Familie (schlecht gelaunt) und weniger umge­kehrt. Hilf­reich ist wohl, wenn Konflikte möglichst nicht verschleppt, sondern sofort gelöst werden. (Infor­ma­ti­ons­spe­zia­list)

Kraft­ni­cker­chen: Wenn ich von der Arbeit gestresst nach Hause komme, lege ich mich wann immer möglich für fünf bis zehn Minuten hin. Mein Partner bestärkt mich darin. Meis­tens klappt das recht gut. (Detail­han­dels­fach­frau)

Spazie­ren gehen: Mir hilft Bewe­gung. Wenn ich spaziere, kann ich abschal­ten. (Kommu­ni­ka­ti­ons­spe­zia­lis­tin)

Locke­res Zeit­ma­nage­ment: Ich schaue, dass ich zeit­lich nie zu knapp plane und mir überall Luft lasse. Etwa indem ich jeweils den frühe­ren Zug nehme, bei Termi­nen nur unge­fähre Zeiten abmache und auch kein schlech­tes Gewis­sen habe, wenn ich zu spät komme. (Land­schafts­ar­chi­tekt)

Geteil­ten Kalen­der laufend aktua­li­sie­ren: Wir haben einen gemein­sa­men Kalen­der. Sobald wir bei der Arbeit einen Termin abma­chen, der unge­wohnt länger dauert oder dauern könnte, tragen wir das ein. So sehen wir kriti­sche Zeiten mit Stress­po­ten­zial immer im Voraus. (Marke­ting­ma­na­ge­rin)

Bran­chen­wech­sel: Ich habe im Handel gear­bei­tet und musste viel Flexi­bi­li­tät im beruf­li­chen Alltag zeigen. Umge­kehrt zeigte mein Arbeit­ge­ber kaum Tole­ranz. Mit der Zeit wurde die Situa­tion untrag­bar für mich. Ich begann, mich umzu­ori­en­tie­ren und studierte als Zweit­stu­dium Soziale Arbeit. (ehema­li­ger Wirt­schafts­an­ge­stell­ter)

Keine Lösung: Ehrlich gesagt habe ich bisher keine Lösung gegen diesen steti­gen inner­li­chen Stress für mich gefun­den. Mein Mann geht dann joggen, ihm hilft das. (Kauf­män­ni­sche Ange­stellte)