Das sagt die kjz-Expertin

Eins, zwei, Brei – wichtige Fragen zum ersten Babybrei

Mit welchem Brei sollen wir starten? Wie merken wir, wann genug ist? Und was tun, wenn unser Baby nach wenigen Löffel­chen schon satt ist? Rund um den Baby­brei kommen viele Fragen auf. Die Mütter- und Väter­be­ra­te­rin Nadine Paun­o­vic gibt Antwor­ten.

Nadine Paun­o­vic, welchen Brei empfeh­len Sie als erste Brei­mahl­zeit?
Früher war die typi­sche «Einstei­ger­mahl­zeit» der Rüeb­li­brei. Auch heute hand­ha­ben das viele Eltern so. In der Praxis erlebe ich aber oft, dass Rüebli bei Babys zu Verstop­fung führen. Deshalb rate ich zu etwas leicht Verdau­li­chem wie Kürbis. Beide Gemü­se­sor­ten schme­cken süss­lich, dafür haben Babys eine Präfe­renz. Rüebli kann sich aber auch bewäh­ren, es reagie­ren nicht alle Kinder gleich.

Sie raten zu Gemüse zum Einstei­gen, nicht zu Früch­ten?
Es geht beides. Bei uns ist Gemü­se­brei üblich. Manche befürch­ten, Gemüse wird später abge­lehnt, wenn ein Kind zuerst den süssen Frucht­brei kennen­lernt. Das muss aber nicht sein. In Frank­reich beispiels­weise ist Früch­te­brei zum Einstei­gen verbrei­tet – und zwar am Nach­mit­tag. Das kann unter­schied­lich gehand­habt werden.

Welche Tages­zeit empfeh­len Sie für die Brei­ein­nahme?
Wir empfeh­len die Mittags­zeit für den ersten Brei. Dann ist das Baby in der Regel ausge­schla­fen, was eine gute Voraus­set­zung für Neues ist.

«Zur Orien­tie­rung gilt: Jeden Monat einen oder zwei neue Breis­or­ten.»

Wie viele verschie­dene Breis­or­ten empfeh­len Sie zu Beginn?
Jede Breis­orte bringt viele neue Geschmacks­er­leb­nisse. Dafür sind Babys bereit, denn sie haben schon viele Geschmacks­knos­pen in der Mund­schleim­haut zur Verar­bei­tung von Geschmä­ckern. Eltern können also gut verschie­dene Breis­or­ten zube­rei­ten.

Neue Geschmacks­er­leb­nisse fordern aber auch, das braucht Konzen­tra­tion! Es empfiehlt sich daher, dem Kind solange Zeit zur Ange­wöh­nung an eine Sorte zu geben, bis es diese als volle Mahl­zeit isst. Das heisst, bis das Kind nach dem ersten Probie­ren der einen Sorte – und sei es auch nur mit der Zungen­spitze am Löffel­chen – bei einer vollen Portion Brei ange­langt ist, die es über die nächs­ten rund zwei Stunden satt­macht. Erst dann wird die neue Breis­orte einge­führt.

Diese Ange­wöh­nung dauert bei allen Babys unter­schied­lich lange. Zur Orien­tie­rung gilt: Jeden Monat einen oder zwei neue Breis­or­ten. Ein Zuviel an Geschmä­ckern oder eben Breis­or­ten gibt es aber nicht, solange man gut auf die Zeichen des Kindes achtet.

Welche Zeichen sind das?
Babys haben ein feines Gespür dafür, wann sie genug haben. Sie zeigen uns das relativ deut­lich an. So ein Zeichen kann sein, wenn sie nicht mehr konzen­triert bei der Sache sind, also zum Beispiel wegschauen, zu spielen begin­nen oder den Brei wieder heraus­ge­ben. Es ist wichtig, dass wir auf diese Zeichen einge­hen. Wir sollten Babys auch nicht zum Essen über­re­den, etwa mit «noch ein Löffel für Oma» oder «Sieh mal ein Flug­zeug». Damit über­ge­hen wir das natür­li­che Hunger­ge­fühl und über­füt­tern sie allen­falls.

Wenn Babys nur wenig Brei essen, sorgt das die Eltern oft. Was können sie tun?
Verschiedene Gründe können dahin­ter­ste­cken. Viel­leicht ist es der falsche Zeit­punkt für den Brei, weil die letzte Mahl­zeit noch zu wenig lange her ist. Oder weil das Kind müde ist. Den rich­ti­gen Zeit­punkt zu finden, braucht etwas Übung. Es ist ein kurzes Zeit­fens­ter. Man kann es leicht verpas­sen, ähnlich wie beim Einschla­fen. Viel­leicht ist das Baby aber auch mit anderen Entwick­lungs­schrit­ten beschäf­tigt und noch nicht bereit für Brei­mahl­zei­ten. Nicht alle Babys sind da gleich schnell. Auch gibt es Kinder, die nur kleine Portio­nen brau­chen. Wir nennen sie die «Klein­es­ser». Wenn es ihnen an nichts fehlt, reichen Klein­es­sern und -esse­rin­nen auch geringe Mengen. Essen ist tatsäch­lich etwas sehr Indi­vi­du­el­les! Bei Fragen unter­stüt­zen wir Eltern daher sehr gerne.

«Babys kommen mit gross­ar­ti­gen Fähig­kei­ten auf die Welt. Sie spüren, was sie brau­chen und zeigen das in der Regel an.»

Was dürfen sich Eltern eine Bera­tung vorstel­len?
Ich verstehe gut, wenn sich Eltern Sorgen rund ums Essen machen, schliess­lich ist Essen über­le­bens­wich­tig. Deshalb sind wir auch von Natur aus mit feinen Anten­nen ausge­stat­tet. Damit regis­trie­ren Eltern kleinste Zeichen von ihrem Kind. Aber auch die Babys kommen mit gross­ar­ti­gen Fähig­kei­ten auf die Welt. Sie spüren, was sie brau­chen und zeigen das in der Regel an. Eltern brau­chen daher manch­mal nur etwas Übung, diese Zeichen richtig zu lesen. Beim Lesen dieser Zeichen unter­stüt­zen wir sie mit unserem Fach­wis­sen und unserer Erfah­rung. Unsere Aufgabe ist es, indi­vi­du­ell auf die Unsi­cher­hei­ten und Anlie­gen der Eltern einzu­ge­hen und ihre intui­ti­ven Fähig­kei­ten zu stärken.

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Noch ein paar tech­ni­sche Fragen: Empfeh­len Sie das Einfrie­ren von frischem Baby­brei?
Ja, das geht tipp­topp. Der Nähr­stoff­ver­lust ist gering und so können mehrere Portio­nen aufs Mal zube­rei­tet werden. Nur Gemüse mit hohem Nitrat­ge­halt wie Spinat, Randen, Fenchel und Mangold sollte nicht einge­fro­ren werden.

Das pürierte Gemüse kann beispiels­weise in Eiswür­fel­be­häl­ter abge­füllt und später portio­nen­weise aufge­taut werden. Manch­mal wirkt der Brei nach dem Auftauen anders, beispiels­weise wie Watte bei einigen Kartof­fel­sor­ten oder auch bei Rüebli. Das soll aber nicht verun­si­chern. Meine Erfah­rung ist, dass das Einge­fro­rene nach dem Aufko­chen meist wieder fast wie frisch zube­rei­tet schmeckt. Daneben gibt es tolle Dampf­ga­rer, mit denen die scho­nende Zube­rei­tung von frischem Brei in kurzer Zeit gelingt.

Wie ist es mit Wasser oder Tee zum Brei?
Eltern kommen oft zu mir in die Bera­tung mit dieser Frage. Im ersten Lebens­jahr brau­chen Babys aber in erster Linie ganz viel Nähr­stoff­hal­ti­ges für ihr Wachs­tum. Wasser oder Tee sind daher eigent­lich nicht nötig, denn was sie an Flüs­si­gem brau­chen, nehmen sie mit Mutter­milch, Brei oder Schop­pen zu sich. Anbie­ten können die Eltern es zwar, denn es gibt auch durs­tige Babys, die darauf einge­hen. Die meisten Kinder trinken aber erst im zweiten Lebens­jahr Wasser und Tee.

Und zuletzt: Wie ist es mit Milch im Brei?
Auch diese Frage kommt häufig in meinen Bera­tun­gen. Vor allem in deut­schen Koch­bü­chern sind Brei­re­zepte oft mit Milch ange­rührt. Das Eiweiss in der Kuhmilch ist aber schwie­rig zu verdauen, da die Nieren im ersten Lebens­jahr noch nicht voll leis­tungs­fä­hig sind. Es kommt auf die Menge an. Ab dem siebten Lebens­mo­nat darf man aber ruhig einen Getrei­de­brei mit Kuhmilch mischen, es geht nur darum, nicht zu viel Eiweiss zuzu­fü­gen.

Weitere hilf­rei­che Infor­ma­tio­nen zum Thema finden Sie in unseren Beiträ­gen rund um die Ernäh­rung im ersten Lebens­jahr oder zur vege­ta­ri­schen Ernäh­rung bei Babys und Klein­kin­dern.

Nadine Paunovic ist Mütter- und Väterberaterin und seit 2015 im kjz Dietikon tätig.

Nadine Paun­o­vic

Nadine Paunovic ist Mütter- und Väterberaterin und seit 2015 im kjz Dietikon tätig. Sie ist ursprünglich gelernte Pflegefachfrau und hat im Jahr 2019 das Nachdiplomstudium zur Mütter- und Väterberatung abgeschlossen. Als Mutter von vier Kindern hat sie jede Menge Erfahrung mit den unzähligen Fragen, die der Familienalltag aufwirft.