kjz-Sprechstunde

«Warum macht meine Tochter (6) ihrer Schwester (2) ständig weh und lehnt mich ab?»

Mütter und Väter wissen am besten, was gut ist für ihr Kind. Doch ab und zu sind sie auch bei gröss­ter Eltern­liebe froh um ein biss­chen Unter­stüt­zung. Bei allen Fragen rund um Familie und Erzie­hung weiss das Exper­ten-Team unserer kjz-Sprech­stunde Rat. Kompe­tent, anonym und unkom­pli­ziert. Was immer Sie bewegt – wir sind für Sie da!


Liebes kjz
Meine Tochter (6) macht ihrer Schwes­ter (2) ständig absicht­lich weh. Was geht in ihr vor? Was machen wir falsch? Wir nehmen uns viel Zeit für sie alleine. Warum sagt sie immer «böse Mama» und lehnt mich total ab?

Frau K.

Liebe Frau K.

Ihre zwei Kinder stecken in ganz unter­schied­li­chen Entwick­lungs­pha­sen. Sie weisen indi­vi­du­elle Bedürf­nisse und Fertig­kei­ten auf. Schön, dass Sie sich daher bewusst viel Zeit für Ihre ältere Tochter nehmen. In diesem Alter kann ein Kind auf die Wünsche anderer einge­hen und lernen zu verhan­deln. Kompro­misse können geschlos­sen und Bedürf­nisse aufge­scho­ben werden. Das Kind kann sich immer besser in andere Perso­nen hinein­ver­set­zen.

Demge­gen­über steht Ihre zwei Jahre alte Tochter. Sie steckt in der Ich-Entwick­lung. Ein Kind in diesem Alter will die Welt entde­cken und hat eigene Ideen. Stösst es an Grenzen, kann es verzwei­felt oder wütend reagie­ren. Auch kann es sich noch nicht genü­gend über die Sprache ausdrü­cken.

Da prallen zwei Welten aufein­an­der. Oft wird in diesen Situa­tio­nen an die Vernunft der älteren Kinder appel­liert, da man von ihnen Verständ­nis und Vernunft erwar­tet.

Als Eltern könnten Sie sich dazu über­le­gen, wann diese Situa­tio­nen auftre­ten und welche Erwar­tun­gen Sie an beide Kinder haben. Viel­leicht sind diese zu gross oder entspre­chen nicht den Bedürf­nis­sen der verschie­den alten Kinder. Weiter könnte es sein, dass Sie als Eltern in der Eska­la­tion unter­schied­lich auf die zwei Kinder reagie­ren: Das klei­nere wird beschützt und das ältere wird in die Verant­wor­tung gezogen. Das kann dazu führen, dass das ältere Kind mit Ableh­nung reagiert.

Weitere mögli­che Erklä­run­gen für das Verhal­ten des älteren Kindes können sein, dass es die Allein-Zeit mit dem Eltern­teil geniesst und eigent­lich gerne mehr davon will. Even­tu­ell klappt das Spiel mit der kleinen Schwes­ter noch nicht so gut – oder nicht so, wie es sich die ältere Schwes­ter vorstellt. Viel­leicht werden Spiel­sa­chen wegge­nom­men oder das jüngere Kind kann sich nicht in das Spiel des älteren hinein­fü­gen. Gemein­same Rollen­spiele, wie das für sechs­jäh­rige Kinder ange­mes­sen wäre, sind für zwei­jäh­rige Kinder noch nicht möglich. So kann es zu einem Konflikt zwischen den Geschwis­tern kommen und das ältere Kind schlägt das klei­nere – mit der Konse­quenz, dass Ihr jünge­res Kind sofort die Aufmerk­sam­keit hat. Die Frage wäre nun, welches Bedürf­nis hat Ihr älteres Kind? Möchte es einen Raum für sich, für sein eigenes Spiel oder einen adäqua­ten Spiel­part­ner? Da dies nur mögli­che Erklä­run­gen sind, empfeh­len wir Ihnen, mit der Erzie­hungs­be­ra­tung des kjz in Ihrer Nähe Kontakt aufzu­neh­men.

Vera Kündig (Erzie­hungs­be­ra­te­rin), Denise Solen­tha­ler und Barbara Port­mann (Mütter- und Väter­be­ra­te­rin­nen) und das kjz-Team

Haben Sie eine Frage?

Haben Sie eine Frage zur Erzie­hung, zum Zusam­men­le­ben in der aktu­el­len Situa­tion oder ganz allge­mein zum Fami­li­en­le­ben? Das kjz-Team beant­wor­tet regel­mäs­sig Fragen in der «kjz-Sprech­stunde».