Pubertät – Früher war alles anders

Die Beziehung der Eltern zum Teenager neu gestalten

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


In der Puber­tät werden für Teen­ager nicht nur die Kleider und Schuhe zu klein. Auch die Art, wie Eltern sich gegen­über den Kindern verhal­ten, passt nun manch­mal nicht mehr. Ein neuer Umgang, eine neue Bezie­hung entsteht.

Was geht ab bei Lea und Luca?

Lea
Früher war alles anders. Lea freute sich immer auf den gemein­sa­men Klei­der­kauf und Coif­feur­be­such mit ihrer Mutter. Unter­des­sen ist sie drei­zehn und findet es selbst­ver­ständ­lich, ihre Zeit nur noch mit ihren Freun­din­nen zu verbrin­gen.

Luca
Luca ist vier­zehn und vor kurzem verstummt – zumin­dest zu Hause. Er zieht sich am liebs­ten in sein Zimmer zurück, auch wenn dort ein Durch­kom­men schwie­rig ist und selten gelüf­tet wird. Über­haupt findet er Online-Spiele viel span­nen­der als die gemein­sa­men Mahl­zei­ten mit der Familie.

Was denken Sie? Welche Verein­ba­run­gen sollten die Eltern mit Lea und Luca treffen? Lesen Sie weiter. Am Ende des Beitrags finden Sie einen Vorschlag.

Der Anfang einer neuen Bezie­hung

Lea und Luca brau­chen ihre Eltern nicht mehr in der glei­chen Art und Weise wie früher. Damals kamen sie bei Fragen, Sorgen und Nöten immer zuerst zu Mami oder Papi und gemein­same Akti­vi­tä­ten waren selbst­ver­ständ­lich. Nun sind die Teen­ager gegen­über ihren Eltern kriti­scher gewor­den. Sie wollen möglichst viel selber entschei­den und ihre Frei­zeit unab­hän­gig gestal­ten.

Brau­chen sie Gesprächs­part­ner, ist der Freun­des­kreis oft die erste Wahl. Diese Entwick­lung ist nicht das Ende der Bezie­hung zwischen Eltern und Jugend­li­chen, sondern der Anfang eines anderen, neuen Umgangs mitein­an­der.

Loslas­sen und trotz­dem verant­wort­lich sein

Manche Eltern sind in ihrer Rolle als Eltern eines Teen­agers verun­si­chert. Und auch wenn das junge Menschen manch­mal ganz anders sehen: Als Mütter und Väter sind wir solange in der Verant­wor­tung, bis unsere Kinder erwach­sen sind.

Wir sind jedoch nicht mehr für alles zustän­dig. Es geht nun darum, die Jugend­li­chen mit einer gesun­den Distanz zu beglei­ten, sie loszu­las­sen für eigene Erfah­run­gen und ihnen Vertrauen entge­gen­zu­brin­gen. Mütter und Väter von Jugend­li­chen spielen sozu­sa­gen vermehrt «aus der zweiten Reihe» und fungie­ren als Sicher­heits­netz.

Dabei ist es wichtig, aufmerk­sam zu bleiben und zu prüfen, wann wir uns zu Wort melden sollten oder gebraucht werden – und wann wir uns eher zurück­hal­ten sollten. Doch wann ist Zurück­hal­tung und Gelas­sen­heit und wann Einmi­schung gefragt?

Drei Tipps und Tricks

  1. Vom Austausch mit anderen Eltern profi­tie­ren
    Für viele Eltern ist in dieser Zeit der Austausch mit dem Partner, der Part­ne­rin oder mit anderen Müttern und Vätern hilf­reich. Er verhilft zu anderen Sicht­wei­sen und alter­na­ti­ven Lösun­gen und ermög­licht damit, den eigenen Umgang mit den Kindern zu über­den­ken und Wege für allfäl­lige Probleme zu finden.
  2. Geben Sie sich Zeit und probie­ren Sie aus
    Es ist noch kein Meister vom Himmel gefal­len. Geben Sie sich also die nötige Zeit, in diese neue Rolle hinein­zu­wach­sen. Bleiben Sie dabei sich selbst, achten Sie aber auf die Reak­tion Ihres Kindes. Probie­ren Sie aus, was zum aktu­el­len Entwick­lungs­stand Ihres Teen­agers passt.
    Werden neue Regeln und Abma­chun­gen nötig? Was führt zu guten Gesprä­chen oder schönen gemein­sa­men Erleb­nis­sen? Wann geht bei Ihrem Kind der «Laden runter»?
  3. Über­neh­men Sie mutig Ihre neue Rolle
    Lassen Sie wann immer möglich los, aber bleiben Sie wo nötig verant­wort­lich. Auf diese Weise können Sie den Umgang mit Ihrem Teen­ager trotz mancher Konflikte positiv gestal­ten und sich mit Ihrem Kind vermehrt auf Augen­höhe austau­schen.

Die Verein­ba­run­gen mit Lea und Luca

Die Eltern von Lea und Luca haben mit ihnen Verein­ba­run­gen getrof­fen, die sowohl Frei­räume wie auch Verpflich­tun­gen beinhal­ten:

Lea
Leas Eltern verein­ba­ren mit ihr, dass sie monat­lich einen bestimm­ten Geld­be­trag für Kleider erhält und diese Einkäufe selbst­stän­dig erle­di­gen darf. Dabei spre­chen sie auch darüber, welche Kleider für die Schule und welche für die Frei­zeit taug­lich sind.

Luca
Mit Luca werden Zeiten zu seiner freien Verfü­gung abge­macht. Wie er diese verbringt, liegt gröss­ten­teils in seiner Verant­wor­tung. Es ist aber auch klar, dass er an den gemein­sa­men Mahl­zei­ten und Fami­li­en­ak­ti­vi­tä­ten teil­nimmt.

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.