Pubertät – Selbstsorge für Eltern

Eltern, nutzt eure Freiräume!

Plötz­lich sitzt uns am Tisch ein Teen­ager gegen­über, der nur noch wenig an das Kind von gestern erin­nert. Die Tochter findet Mutter und Vater pein­lich, der Sohn bleibt am liebs­ten in seinem Zimmer. Was läuft da ab? Eine kleine Gebrauchs­an­wei­sung, wie Sie und Ihre Kinder die Puber­tät unbe­scha­det über­ste­hen.


Wenn die Kinder älter werden, wird der Zeit­plan der Eltern wieder etwas locke­rer. Nutzen Sie die neuen Frei­räume, um sich Pausen und Erho­lung zu gönnen. Denn Teen­ager durch die Puber­tät zu beglei­ten, kann ganz schön anstren­gend sein.

Kennen Sie die Vorschrift in Flug­zeu­gen zum Gebrauch der Sauer­stoff­mas­ken? Die Erwach­se­nen müssen zuerst sich und erst dann den Kindern die Masken über­zie­hen. Denn sind die Eltern ausser Gefecht gesetzt, können sie ihren Kindern nicht mehr helfen. Das gilt nicht nur im Notfall, sondern auch im Alltag.

Kraft tanken für den Eltern-Job

Eltern von Teen­agern zu sein, kann ein harter Job sein: Die Kinder loslas­sen, sie aber aus gesun­der Distanz weiter­hin beglei­ten. Trotz Konflik­ten enga­giert, aber auch gelas­sen bleiben. Den Jugend­li­chen durch Grenzen Halt geben, ihnen aber auch Frei­räume geben.

Eltern können das alles besser, wenn ihre Batte­rien aufge­la­den sind. Das ist also nicht nur für ihr eigenes Wohl­be­fin­den wichtig, sondern auch für das ihres Kindes. Es gibt Eltern, die es nicht gewöhnt sind, sich etwas zu gönnen. Viel­leicht gehört das nicht zu ihrer Kultur.

Wenn Sie sich von diesen Worten ange­spro­chen fühlen, versu­chen Sie trotz­dem einmal, etwas für sich zu machen, sich ein biss­chen Zeit oder Erho­lung zu schen­ken.

Fünf Tipps und Tricks

  1. Heraus­fin­den, was gut tut
    Es gibt Menschen, die sehr genau spüren, wie sie sich gut erholen. Andere wiederum brau­chen dazu (wieder) etwas Trai­ning. Viel­leicht haben Sie lange Zeit Ihre eigenen Bedürf­nisse in den Hinter­grund gestellt und wissen nicht mehr so genau, was Ihnen gut tut? Dann nehmen Sie sich doch die Zeit, das heraus­zu­fin­den: «Was hat mir früher grosse Freude berei­tet? Was habe ich schon lange nicht mehr gemacht? Welche Bedürf­nisse sind lange zu kurz gekom­men?» Probie­ren Sie Verschie­de­nes aus. Bald werden Sie wieder Übung darin haben, sich zu erholen!
  2. Erho­lung einpla­nen
    Damit die Erho­lungs­pau­sen nicht verges­sen gehen, planen Sie gewohn­heits­mäs­sige Akti­vi­tä­ten. Entwi­ckeln Sie neue Rituale. Regel­mäs­sig in Ruhe eine Tasse Kaffee oder Tee trinken, die Zeitung oder ein Buch lesen, ein Nicker­chen machen, spazie­ren gehen, Sport treiben, ein wohl­tu­en­des Hobby pflegen, sich mit Freun­den treffen. Darf es etwas kost­spie­li­ger sein, sind natür­lich auch ein Abend­essen zu zweit oder sogar ein Kurz­ur­laub ohne Kinder etwas Wunder­ba­res.
    Wenn Sie Ihre Pausen einpla­nen, macht übri­gens bereits die Vorfreude einen Teil des Erho­lungs­wer­tes aus.
  3. Machen Sie es möglich
    Erholung sollte möglich sein, auch wenn Sie einen anstren­gen­den Job haben oder viel Zeit für die Haus­ar­bei­ten brau­chen. Sind noch jüngere Kinder im Haus, können Sie viel­leicht Ihren Teen­ager als Baby­sit­ter enga­gie­ren. Oder Sie fragen im Freun­des­kreis oder in der Nach­bar­schaft, ob jemand für kurze Zeit auf Ihr Baby aufpas­sen kann.
  4. Paar­be­zie­hung pflegen
    Falls Sie in einer Bezie­hung leben, empfeh­len wir Ihnen - auch wenn dies für Sie viel­leicht unge­wohnt ist - Ihre Part­ner­schaft zu pflegen. Zusam­men können Sie kompe­ten­ter erzie­hen, wenn es in der Bezie­hung gut läuft. Und die Kinder profi­tie­ren von einer posi­ti­ve­ren Atmo­sphäre im Familienalltag.
    Richten Sie also den Fokus wieder etwas mehr auf sich als Paar. Dann haben Sie etwas anderes im Blick als die grau­en­hafte Klei­dung oder die schlech­ten Noten Ihres Teen­agers. Das hilft, mehr gesunde Distanz zum Jugend­li­chen zu wahren.
  5. Neue Perspek­ti­ven für «das Leben danach»
    Denken Sie daran, dass es ein Leben nach der Puber­tät gibt. Es wird Zeit, sich in der Puber­täts­zeit der Kinder wieder mehr mit der eigenen Zukunft ausein­an­der zu setzen. Welche Pläne schmie­den Sie? Möchten Sie neue Heraus­for­de­run­gen im Beruf anneh­men, in Ihrer Frei­zeit etwas Neues angehen oder ein altes Hobby wieder aufle­ben lassen?
    Bemühen Sie sich zuneh­mend um neue Perspek­ti­ven und einen neuen Lebens­stil, Sie werden sich zufrie­de­ner fühlen.
Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB.

Gabriela Leuthard

Gabriela Leuthard ist Mutter von drei Kindern und leitet die Geschäftsstelle Elternbildung im AJB. Diese sorgt für einen vielfältigen Elternbildungsmarkt und arbeitet mit zahlreichen Anbietern sowie auch mit Eltern zusammen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf feel-ok.ch, der Gesund­heits­platt­form für Jugend­li­che.